Mittwoch, 11. August 2010

Von einem der auszog um sich wiederzufinden.

Nachdenklich ging der junge Mann die Strasse hinunter,alles was zu erledigen war hatte er getan.
Sein Mietvertrag würde noch bis zum Ende des Monats laufen, einige wenige Tage, danach sollte ihn die Wohngesellschaft aus ihren Akten streichen.
Er hatte eine Adresse angegeben, mußte er ja, aber die war falsch.
Was hätte er auch schreiben sollen?
Vielleicht "in die Fremde" oder "unbekannt verzogen"?
Aber im Grund genommen war es ihm egal, seine Kaution sollten sie behalten, er brauchte sie sowieso nicht mehr.
Gas und Strom waren abgestellt, der letzte Brief war verschickt.
Nun erwartete ihn das Neue und Unbekannte, als er die Stadt verließ hielt er noch auf einem Hügel.
In der Vergangenheit hatte er diesen Hügel oft besucht, es war hier Nachts malerisch und er konnte gut seinen Gedanken nachhängen.
Die Lichter der Stadt waren noch gut zu sehen, der junge Mann wendete sich ihnen zu, er würde Heute zum letzten Mal hier sein, das wusste er seitdem seine Entscheidung gefallen war und dieser Moment sollte ein besonderer werden.
Er holte einige Male tief Luft, er hatte sich etliche Male überlegt, was er sagen sollte, er wusste jedes Wort auswendig.
Er sagte in Richtung der Stadt:

Was mich band war das Behagen der Norm: ein warmer Herd, ein voller Bauch!
Dennoch ward mir das Behagen Ekel und die Norm Entfremdung von allem was ich bin.
Verloren habe ich mich im Rausch der Masse, ausgespien vom Zeitgeist ins Subjektive.
Der Zeitgeist ist kollektive Willkür, die Masse sein williger Diktator.
Die Menschen sind mir ein Quell des Leides, gebannt sollt ihr sein!
Dies ist die Stunde der letzten Entscheidung und meine Ausstoßung aus der Welt des Menschlichen.
Den Schmerz will ich nun von mir geben, ein alzumenschlicher Gefährte bist du mir gewesen in meiner Zeit.
Eine Gewohnheit bist du gewesen, so vertraut, dass ich dich als notwendig erachtete.
Ein Effekt der Fremdbestimmtheit warst du mir, dein Dasein war das Grundübel von allem:
Ein Meister der in dir besteht, doch ein Narr der dich erduldet!
Du bestimmst Leben voller qualvoller Abhängigkeit, meines soll aber eines sein, dass vom Dasein selbst gerechtfertigt wird.
Eine Geissel magst du sein für jene die bleiben, ich aber bin es der geht und dich zurücklässt neben den letzten Zeugen meiner weltlichen Existenz!
Gelebte Einsamkeit, eine Festung warst du mir in den Jahren der Abgrenzung, eine Trutzburg in Wirren und Differenzen und dennoch ein Gefängnis.
Nun zieht es mich hinaus in die Ferne, in der du mir Heim und Geliebte sein sollst.
Verhasst und notwendig erschienst du mir in den Fesseln meiner Begrenzung, an einem Platz der kein Leben barg.
Nun, da ich frei bin, sehne ich dich herbei, als selbstgewählte Gefährtin.
Als Wanderer bereise ich die Welt, als Segler erkunde ich die Ozeane.
Die Horizonte sind etwas, dass ich überwinden werde, gleich ich mich selbst überwunden habe.
Mein Weg nach außen soll einer nach innen werden, wie dort oben so hier unten!
In der Weite will ich finden, was die Nähe mir entzogen hatte.
In der Entgrenzung soll gefestigt werden, was die Gesellschaft der Menschen verflüssigte!
Stets will ich bei Nacht gehen, die Sterne sollen meine Zeugen sein, auf das mir in der Dunkelheit ein Licht aufgehe!

Er wendete sich ab und wartete nicht.

Eine Träne blieb!

Irgendetwas bleibt immer!!

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