Mittwoch, 12. Dezember 2012

Bruder Schmerz

Einst noch, überfiel mich der Schmerz,
dass ich mich hätte winden müssen,
im wehleidigen Bangen um eine verschenkte Zukunft.
Doch trug ich es mit Stolz, mein totes Herz in der Fremde.

Es schlug nicht mehr, doch es wehte noch.
So lobte ich es und seiner Fäulnis Gnade,
das es mich in mein Schicksal zwang.
So hielt ich still und sprach zu ihnen,
zu den Schwarzen Brüdern meiner Dunkelheit.

"Schmerz um Schmerzen nun, ich kenne euch,
doch leiden will ich euch nicht.
Wohl wissend; Wer das Kleine noch leidet, der duldet das Große
und nährt nicht ein kleiner Schmerz einen Großen?
Geht nicht ein kleines Leid mit einem Gefolge schwanger
und nährt es sich nicht von der Duldsamkeit?

Ja ich kenne auch sie!
In des Leidens hässlichen Kleidern, ist Duldsamkeit noch die härteste Naht.
Doch ihre Nadel war eine Angst vor dem Danach,
aus dem kalten Stahle, einer zitternden Hoffnung.
Sie zuerst will zerbrochen sein und ihre hohle Logik.
So ist der Bruch mir, ein Versprechen auf Kommendes.

Wer den Schmerz nicht leiden will,
muss stets auch das Messer lieben und seine Schneide.
Ich stehe hier, ich kenn´ die Qual,
ich tanzte in der Tränen Regen.
Doch stutzen werde ich sie, meine böse Blume der Verdammnis,
dass sie gesunde und finde zu starkem Strunk."

Montag, 12. November 2012

Keine Grenzen

Müder Knecht auf goldnem Tron,
Alte Zivilisation.

Kalte Mauern, harter Lohn,
straften meiner Freiheit Hohn.

Meiner Seele unbekannt,
waren die Dogmen fremdes Land.

Drückten mich zu Boden nieder,
leere Worte, immer wieder

Zog mich in die Ferne aus,
weite Himmel, seid mein Haus.

Mein Gefährte sei der Wind,
dort wo keineGrenzen sind.

In der tiefen Waldespracht,
lobte ich des Geistes Nacht.

Den nichts als Nacht ist Tageslicht,
in fremden Augen, aus andrer Sicht.

Dienstag, 6. November 2012

Berthold der Bussard





Mit herabhängenden Klauen landete Berthold Bussard auf dem starken Ast einer robusten Eiche, hoch oben in deren Krone und faltete seine großen Schwingen auf seinem eleganten Rücken zusammen.
Es war ein schwüler, warmer Sommerabend und die Grillen die sich in der saftig, grünen Wiese versteckten, auf der die Eiche in ihrer ganzen Pracht stand, zirpten alle durcheinander um die Wette.
Der Himmel färbte sich im Westen, wo die Sonne schon halb hinter den hügeligen Wäldern verschwunden war in allen möglichen, warmen Farben des Sommers.
Schwärme von Eintagsfliegen tanzten wild durcheinander über der großen Wiese mit den vielen bunten Blumen durch die warme Abendluft.
Eine kühle Brise strich durch die Wipfel der großen, alten Eiche und die Blätter rauschten rund um Berthold Bussard, der nicht gerade bester Laune mißmutig vor sich hin starrte, während seine Klauen fest um einen Ast geschlungen waren.
Plötzlich landete neben ihm nicht gerade elegant, aber laut flatternd ein großer Rabe, den er nur zu gut kannte. Es war sein guter Freund Randolf Rabe, der ihn mit wachen, frechen Augen musterte, als auch er auf dem Ast gelandet war und seine Flügel ebenfalls zur Ruhe kamen.
„Du siehst aber nicht gerade aus, als hättest du heute einen guten Tag gehabt. Was?“, krächzte er vorlaut.
Berthold war nicht gerade scharf auf Gesellschaft und hätte sich etwas Schöneres vorstellen können, als einen Dialog mit dem steht`s neugierigem, ja zu neugierigem, Randolf Rabe.
Jedoch war er gleichzeitig irgendwie froh, jemanden von seinem Mißgeschick erzählen zu können.
Auch wenn es Randolf Rabe war, der ihm früher oder später sowieso die ganze Story aus dem Schnabel gezogen hätte.
„Du merkst auch alles Randi.“, sagte er.
„Nein, ich hatte wirklich keinen guten Tag.“
„Was ist denn los?“, stocherte der aufgeweckte Rabe sofort weiter und in seiner Stimme vibrierte die Neugier geradezu.
„Ach.“, sagte Berthold Bussard und winkte mit dem linken Flügel ab.
„Ich habe heute im Wald eine meiner wunderschönen Schwungfedern verloren. Guck dir das mal an!“
Unglücklich hob er seinen rechten Flügel in dessen Mitte ein winziger Spalt zu erkennen war und ließ ihn wieder sinken.
„Ach du dickes Ei!“, krächzte Randolf Rabe und fragte in Neugier weiter „Wie hast du denn das gemacht?“
Berthold verdrehte die Augen und knirschte durch den Schnabel: „Elsa Elster hat mal wieder den Luftraum unsicher gemacht. Kam mit irgendwas Glänzendem im Schnabel wie vom wilden Affen gebissen durch den Wald geschossen, ohne zu sehen, wo sie hinfliegt. Die blöde Nuß! Wir sind ordentlich zusammen geknallt, noch ein Stück gemeinsam hinunter getrudelt und da krallt sie sich doch tatsächlich in ihrer Panik in meinen Schwungfedern fest. Irgendwie konnten wir uns Beide wieder fangen, doch leider mußte eine meiner Schwungfedern dran glauben und Elsa verschwand schimpfend zwischen den Bäumen, was ihr Glück war. Hätte ich die zwischen die Krallen gekriegt, hätte sie was erleben können.“
„Die Elsa! Heißer Feger die Tante. Hab sie mal für eine Nacht abgeschleppt. Hatte sich allerdings äußerst tolpatschig angestellt, die Gute. Ist mir ständig vom Ast gekippt. Das passt ja gut zu ihr!“, lachte Randolf los und hüpfte amüsiert auf dem Ast auf und ab von dem etwas Moos dabei abbröckelte, verstummte aber wieder, als er sah, das Berthold dies wohl ganz und gar nicht witzig fand.
Er starrte grimmig hinaus auf die große, bunte Wiese in deren hohen Gras es sich in der Zwischenzeit ein paar Rehe gemütlich gemacht hatten.
„Schon gut, ich wollt ja nicht taktlos sein.
Aber fliegen kannst du doch noch, und die Feder wird auch wieder nachwachsen. Außerdem kannst du Elsa Elster ein saftiges Schmerzensgeld aufbrummen lassen.
Bei dem was die sich jeden Tag zusammen klaut kann das ein ganz schönes Sümmchen werden.“
„Ach was!“, sagte Berthold und schüttelte sein dickes Gefieder. „Ich habe wichtigere Dinge zu tun.“
„So, was denn?“, Randolf wurde sofort wieder Sklave seine Neugier.
Berthold merkte dies wohl und ordnete erst einmal ein paar Federn mit dem Schnabel auf der Brust, die etwas verwegen hinaus standen und genoss es, den ungeduldigen Raben etwas „brüten“ zu lassen.
Schließlich hatte er ihn seit dem letzten Frühjahr nicht mehr gesehen und jetzt war Mitte August. Es hatte sich einiges getan in dieser Zeit.
„Die Frau Gemahlin ist durchgebrannt!“, patzte Berthold Bussard heraus und sah Randolf Rabe dabei an, dem einen seltenen Augenblick lang ausnahmsweise der Schnabel offen stand, ohne dass ein Ton herauskam.
„Was!“, krächzte er laut.
Die Rehe sprangen aus der Blumenwiese dadurch erschrocken auf und verschwanden im angrenzenden Wald, über dem langsam die Dämmerung hereinbrach und eine Amsel erschrocken schimpfend im Dickicht davor ebenfalls verschwand.
„Mit wem?“
„Mit Turbo dem Technotäuberich“, sagte Berthold Bussard, der die Sache wohl schon einigermaßen verdaut hatte, wie es schien.
„Mit Turbo dem Technotäuberich?!“, krächzte jetzt etwas kleinlaut Randolf fassungslos.
„Ja, genau mit dem.“, sagte Berthold ärgerlich.

Turbo der Technotäuberich, wie er hier im Wald genannt wurde, war ein stattlicher Täuberich, der eigentlich im Lüftungsschacht einer modernen Technodiskothek in der Stadt lebte und ein ziemlich aufregendes Leben haben mußte, wie es einige Schnäbel hier behaupteten.
Gelegentlich war er ab und an auch mal hier in diesen wunderschönen, ruhigen Wald. Wie sich nach längerer Zeit herausstellte, wollte er Drogen in dunklen, verlassenen Spechthöhlen, oder in undurchdringlichem Dickicht verkaufen.
Früher hatte er eigentlich nichts mit Drogen am Hut. Doch eines Tages pickte er im Hinterhof der Diskothek, wo er ja lebte, bei der Nahrungssuche aus Versehen einen Krümel einer Extasypille auf.
Ab da war es um ihn geschehen! Mit der Zeit probierte er alles durch, was er an Drogen ergattern konnte und das war gar nicht so schwer, wenn man sich während der Nacht und des Morgengrauens zwischen den Technojüngern und Ravern aufhielt, die hier und da schon mal was fallen ließen.
Irgendwann wurde Turbo so süchtig, dass er einmal im Sturzflug hinabsank und in seiner Gier im Flug einen Technofreak die ganze Line Kokain, die er sich an einem dunklen Eckchen auf einer Motorhaube zurechtgelegt hatte vor der Nase wegzog.
(Dem armen Kerl glaubt bis heute noch kein Mensch.
Er nahm aber seither nichts mehr zu sich.)
Später bekam Turbo Täuberich dann heraus, woher das ganze Zeug stammte und da er in seiner Vergangenheit eine flinke Brieftaube war, war er natürlich gut fit und kannte sich in der Welt aus.
So kam es, daß er oft die Grenzautobahnen Belgiens zu Holland abflog und die Grünstreifen neben den Leitplanken absuchte. Nach allen möglichen Drogen, die irgendwelche Konsumenten nach dem Einkauf in Holland in Belgien in ihrer Panik wieder aus dem Autofenster warfen, wenn ihnen die Polizei auf den Fersen war.
Turbo brachte diese üppigen Funde in sein Versteck in der Stadt.
So kam es, daß Turbo die Technotaube zu einem der größten Drogendealer weit und breit wurde.

Randolf Rabe gewann langsam wieder die Fassung und sah hinüber zu Berthold Bussard, der mittlerweile in den grauen Schatten der hereinbrechenden Nacht nur noch schwer zu erkennen war.
In der Ferne schrie ein Uhu und machte sich bereit für die nächtliche Jagt nach Mäusen und anderen Kleintieren. Der Beginn der Nacht brachte auch Kühle und die ersten Sterne begannen am Himmel zu leuchten.
„Sag mal Berthold, wie konnte es denn soweit kommen? Ich meine, dass sie dir einfach mir nix dir nix durchbrennt.“
„Sie hatte wohl den Schnabel voll vom dem Leben mit mir.
Zu viele Schicksalsschläge und ich habe sie gelangweilt.
Das stand jedenfalls in dem Abschiedsbrief, den sie oben an die alte Tanne am See, auf der unser zu Hause war, geheftet hatte.“
„Undankbares Miststück!“, erboste sich Randolf Rabe.
„Tja, sie ist vor vier Wochen abends weggeflogen und sagte, sie wolle noch „Zum goldenen Eichelhäher“ einen Happen essen und etwas trinken.
Es würde spät werden. Am nächsten Morgen fand ich nach der Jagd den Brief.
Herbert Habicht erzählte mir dann am Nachmittag, dass er beobachtet habe, wie Turbo Technotäuberich die ganze letzte Nacht um sie herum gebalzt ist und gegurrt hat ohne Ende. Da war mir alles klar.“
„Was meintest du mit Schicksalsschlägen?“, fragte Randolf in einem erneuten Anfall von Neugier.
„Na ja, du weißt schon die Sache mit Karla Kuckuck im Frühjahr. Die hat uns Beiden sehr zu schaffen gemacht.“
„Ach ja, dass war kurz davor, als ich diese fünf Sterne Autobahn entdeckt habe.
Da gab es einfach die leckersten Sachen und man mußte gar nichts tun.
Einfach nur warten und „Peng“ das Essen war da! Es wäre ein Verbrechen gewesen, nicht eine Zeit lang dort zu leben. All die köstlichen Tierkadaver…
Aber das mit Karla Kuckuck habe ich noch mitbekommen.“, sagte Randolf.
Berthold fand es etwas geschmacklos, dass sein Freund Randolf Monate lang von Unfallopfern gelebt hatte. Er selbst bevorzugte das eigenständige Jagen.
Er hatte sich damals so darauf gefreut es mal seinem eigenen Nachwuchs beizubringen. Sich geschickt und blitzschnell auf die ahnungslose Beute am Boden zu stürzen, nachdem man zuvor endlose Kreise über das Jagdrevier zog, um dann ganz unerwartet zuzuschlagen.
Doch da hatte ihm Karla Kuckuck einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Karla Kuckuck! Die absolute Emanze in der Vogelwelt. Ein Teufelsweib! Selbstständig bis in die letzte Daune machte sie das ganze Frühjahr und den Sommer über nichts anderes, als sich zu amüsieren.
Spaß haben und ausgehen bis in die Puppen.
Auch die Vogelmänner der verschiedensten Arten und Gattungen wechselte sie so, wie sich Tag und Nacht abwechselten.
Während alle anderen Vögel damit beschäftigt waren, das ganze Frühjahr über zu balzen, Nester zu bauen, Eier zu legen, ihre Jungen durchzubringen, auf die Jagd zu gehen und zu singen.
Was die gefiederten Geschöpfe halt sonst so tun.
Doch Karla Kuckuck ließ es sich gut gehen.
Ließ sich aushalten und zwar das ganze Jahr hindurch.
Natürlich fragten sich alle Tiere im Wald einschließlich des schlauen Fuchses,
der dazu auch nichts genaues sagen konnte, wie zum Teufel Karla Kuckuck es fertig brachte, trotz ihres lockeren Lebens ihre Art zu erhalten.
Denn Kuckucke düsten ja genug durch Wald und Flur und frech waren die. Oh ja!

Auch Berthold Bussard hatte sich in diesem Frühjahr heftig ins Zeug gelegt.
Hatte eine Feldmaus nach der anderen gejagt um sie der attraktiven, gutaussehenden, eleganten Bussarddame zum Geschenk zu machen, die er eines Tages bei seinen schwerelosen Flügen über Wald und Feld auf einem Telefonmast sitzen sah und sich augenblicklich in sie verliebte.
Die Sonne ließ ihr wunderbar gepflegtes Gefieder in ihrem Licht glänzen und nur ein paar vereinzelte Däunchen guckten frech von ihrem überaus erotischen Brustkorb hervor, die lustig im Wind tanzten.
Anspruchsvoll war sie auch noch! Nicht, daß er ihr pro Tag ein Dutzend Feldmäuse bringen mußte, damit sie endlich begatten durfte, nein, man konnte es Madame auch nicht beim Bau des Horstes Recht machen.
Er hatte extra eine hohe, dichte Tanne gesucht in deren Krone er es fertig brachte, ein wunderschönes, stabiles Nest zu bauen, dass später wirkte, als wäre es in die Äste hinein gewachsen. Es war von den im Wind rauschenden Ästen der Tanne sehr gut geschützt.
Doch Frau Hoch wohl geboren Bussard paßte hier und da nicht ein Ästchen, das aus dem Nest hervorstach und sie gab sich nach endlosem Genörgel und herum Gemecker erst zufrieden, als auch das kleinste Ästchen des Horstes perfekt verflochten war.
Mit genügend Federn ausgepolstert musste es natürlich auch werden und Berthold riskierte einiges, als er beim Bauern nebenan in schwierigen Flugmanövern den Hühnern zu diesem Zwecke die Federn ausrupfte.
Er war nicht ganz unschuldig daran, daß Hannelore Henne innerhalb kürzester Zeit ein nackiges, rosa Hinterteil hatte, was sie automatisch zur Henne No. One bei Hugo dem Hahn machte, der nun den ganzen Tag hinter ihr her war.
Schließlich war auch endlich das mit dem Nest geritzt und nun folgte der schönste Teil an der ganzen Sache. Zumindest für Berthold Bussard.
Es ging an das Befruchten der Eier, die dieses Nest nun bald füllen sollten und er hatte einen Heidenspaß dabei. Hätte er es nicht besser gewußt, hätte er gedacht, nur fliegen sei schöner.
Während des Theaters, das Frau Bussard beim Legen der Eier dann an den Tag legte, bereute er die Stunden der Begattung allerdings schnell wieder.
Doch als dann nach viel Geschrei drei wundervolle Eier im Horst lagen, war er froh, seinen Mann gestanden zu haben.
Nach einigen Tagen jedoch ging das ganze Theater von neuem los.

Obwohl Berthold Bussard den lieben, langen Tag damit beschäftigt war, Mäuse und andere Kleintiere zu jagen, um sie dann seiner Liebsten- obwohl er sich da gar nicht mehr so sicher war- zu bringen, die im Horst nichts weiter zu tun brauchte, wie die Eier zu bebrüten, nörgelte sie den ganzen Tag herum.
Es sei zu warm, es wäre langweilig, das Nest war ihr zu unbequem und so weiter.
Eines Abends kam es sogar zu einem heftigen Streit.
Sie hatte es satt, den ganzen Tag auf den Eiern zu sitzen, wollte ausgehen und das nicht alleine, nein, mit Berthold Bussard, der sie fragte, wer um Himmels Willen in dieser Zeit auf die Eier aufpassen sollte.
Da kam auf einmal Karla Kuckuck ins Spiel, die beim Putzen ihres Federkleides ein paar Äste oben drüber auf der gleichen Tanne den Streit mitbekam.
Sie flatterte herunter und bat den beiden Streitenden an, so lange auf die Eier aufzupassen wie sie eben unterwegs waren.
Berthold wollte gerade seine Bedenken und sein Mißtrauen zum Ausdruck bringen, da fuhr im seine Bussardbraut auch schon über den Schnabel, das sei eine prima Idee und schob die ach so hilfsbereite Karla Kuckuck hinein in das Horst, die reichlich Mühe hatte mit ihrem kleinen Leib alle Eier zu bedecken.
Auf eines setzte sie sich und um die anderen Beiden schlang sie ihre Flügel rechts uns links.
Mit einen unguten Gefühl in der Magengegend verließ Berthold Bussard an diesem Abend den Horst um mit seiner Bussardfrau auszugehen.
Als sie spät in der Nacht zurückkamen, und es Berthold Bussard einige Mühe gekostet hatte, seine sturzbetrunkene Angetraute nach Hause zu fliegen um sie dann hoch zum Horst zu schaffen, war Karla Kuckuck verschwunden.
Er tastete in der Dunkelheit nach den Eiern, nachdem er seine lallende Frau gegen den harzigen Stamm der Tanne gelehnt hatte.
Sie waren alle noch da. Gott sei Dank noch warm.
Karla Kuckuck konnte noch nicht lange fort sein.
Nur eines der Eier kam ihm viel kleiner vor, als die andern Beiden.
Er pflanzte seine bereits schnarchende Bussardfrau, die nun total mit dem Harz der Tanne verklebt war, auf die Eier in den Horst und steckte selbst den Kopf ins Gefieder.
Er schlief froh darüber, dass alles noch einmal gut gegangen war, ein.
Hätte er gewußt, daß am Fuße der großen, alten Tanne sich ein Igel gerade schmatzend über die Überreste eines zerbrochenen Ei`s hermachte, das Karla Kuckuck höchstpersönlich aus dem Nest befördert hatte um ihr eigenes hinein zu pflanzen, wäre seine Nacht wohl nicht so ruhig verlaufen.
Am nächsten Morgen wachte er von dem Geschrei zweier frisch geschlüpfter Bussardkücken auf und dem seiner Frau.
Er freute sich riesig und ging sofort auf die Jagd.
Es verging eine stressige Woche um alle Mäuler zu stopfen und schließlich schlüpfte auch das dritte Junge, welches ziemlich klein, nackt und hässlich war.
Doch sie nahmen ihre Kinder so an, wie sie nun mal waren.
Als er drei Tage später von der Nahrungssuche zurückkam, fand er seine Bussardfrau Sturzbäche heulend neben dem Horst in dem nur noch das aller kleinste der Jungen gierig den hungrigen Schnabel aufriß und nach der Beute verlangte, die Berthold vor Schreck hatte fallen lassen.
Niemand konnte sich erklären, was genau passiert war.
Fest stand, daß Madame Bussard sich nur einen Moment weg gedreht hatte um etwas Kot über den Rand des Horstes Hinaus zu befördern, womit sie Artur Amsel den Tag verdarb, dem dieser genau auf dem Kopf landete.
Als sie sich herum drehte, war nur noch eines der jungen Küken da.
Sie hatten nicht sehr lange Zeit, zum trauern, denn das ihnen übrig gebliebene Junge war so unersättlich und gefräßig, so das auch bald Frau Bussard mit auf die Jagd gehen mußte und nach einigen Wochen war das Junge Flüge, hatte Federn war allerdings sehr, sehr klein und sah ganz und gar nicht aus wie ein Bussard.
Eines Tages kam Randolf Rabe zu Besuch.
Berthold hatte ihn beim Trinken am Bach getroffen, kam mit ihm ins Gespräch und lud ihn zu sich nach Hause ein. Als dieser dann dort angekommen fragte, was denn der kleine Kuckuck im Horst suchte, war der Groschen gefallen und das Geschrei groß.

Mittlerweile war die Nacht über die große, alte Eiche und die schöne Blumenwiese hereingebrochen.
Die beiden gefiederten Freunde saßen in der Krone der Eiche von der Dunkelheit umhüllt. Am Himmel leuchteten die Sterne, die Bäume des Waldes rauschten im Spiel des nächtlichen Spätsommerwindes, der für den bereits bevorstehenden Herbst Kraft zu sammeln schien. Die Grillen gaben immer noch ihr abendliches Konzert und ab und zu huschte eine Fledermaus durch die Nacht.
Randolf Rabe gähnte und sagte: „Ja, das mit Karla Kuckuck war ein Ding! Selbst ich war so geschockt, dass ich erst mal diesen Urlaub bei den Pappeln bei der Autobahn machen mußte.
Was ist denn in der Zwischenzeit noch passiert? Schlimmer konnte es doch nicht mehr kommen. Oder?“
„Hast du eine Ahnung!“, stöhnte Berthold Bussard in die Dunkelheit und begann zu erzählen:
„Ja mein lieber Randolf. Zunächst war es nach diesem Vorfall so, dass mir die ganze Schuld an dem Geschehen von meiner Frau Gemahlin in die Schuhe geschoben wurde.
Sie ließ ihren ganzen Frust an mir aus.
Etwas später entschlossen wir uns dann, da der Sommer ja noch einige Zeit Bestand hatte, wieder ganz von vorne anzufangen.
Jeden Tag versuchten wir den Akt der Befruchtung zu vollziehen.
Aber anfänglich hatte ich etwas Probleme mit der Potenz. Ich war so erschöpft von den Ereignissen der letzten Wochen.
Doch eines Tages klappte es dann doch.
Sogar so gut, dass ich dazu im Stande war, diese verrückten Menschen zu ignorieren, die mit Hilfe irgend welcher komischen Dinger, die sie in die Stämme schlugen mit uns in gleicher Höhe in den Kronen der benachbarten Bäume saßen und uns den lieben, langen Tag zu beobachten schienen.
Sie hielten sich dabei seltsam blinkende Dinger mit einer langen Schnauze vor das Gesicht, welches in allen möglichen Farben des Waldes angemalt war und sie hatten sich überall Äste hin gesteckt.
Später jedoch störten sie so sehr, daß Frau Bussard sich nicht mehr so auf das Legen der Eier in den Horst zu konzentrieren wußte.
Es klappte einfach nicht. Nach einiger Zeit waren die Menschen dann verschwunden und Frau Bussard weigerte sich in diesem Jahr noch für Nachwuchs zu sorgen.
So hingen wir den ganzen Sommer nutzlos herum.
Wir zogen in der Höhe des Himmels unsere Kreise und ließen uns vom Wind treiben.
Wir sahen zu, wie der Bauer Hubert das Gras der Wiesen mit einer großen Maschine abschnitt und einige Zeit später mit einer anderen Maschine große, runde Heuballen machte, auf denen man Abends wunderbar sitzen konnte, um nach Beute Ausschau zu halten.
Eines Abends traf ich ein paar Spatzen am Bach, die mir aufgeregt erzählten, dass sich abends hinter dem Bauernhaus von Bauern Hubert auf dem großen Walnußbaum ganze Gruppen verschiedenster Vögel des Waldes trafen.
Wie sie berichteten, konnte man durch das Fenster des Bauernhauses mit ansehen, was sich die Frau des Bauern in einem so genannten „Fernseher“ ansah.
Ab und zu konnte man da die seltsamsten Tiere sehen, erzählten sie aufgeregt.
Also beschloß ich, mit Frau Bussard dort hin zu fliegen, um unseren langweiligen Alltag etwas aufzufrischen.
Als wir dort ankamen, war schon sehr viel los auf dem Walnußbaum.
Nach einiger Zeit hatten auch wir ein Plätzchen zwischen den Artgenossen gefunden und tatsächlich schien alles da zu sein, was Flügel hatte.
Sogar der große Uhu hatte sich schon vorzeitig aus seiner Baumhöhle hierher begeben, obwohl die Sonne noch nicht ganz versunken war.
Plötzlich trat Stille ein auf dem großen Walnußbaum, denn die Bäuerin hatte den kleinen Fernseher eingeschaltet und alle starrten gebannt auf das Geschehen.
Was da zu sehen war, schlug dem Faß wohl den Boden aus.
Meine Frau Gemahlin ließ einen entsetzten Schrei los und ließ vor Schreck das lang erwartete Ei fallen, daß am Boden zerbrach.
Ich selbst war sprachlos, während um uns herum die Häupter herum flogen und uns neugierige Augen ungläubig musterten.
Dann brach das Gelächter los. Ich konnte es nicht fassen!
In diesem Kasten war ich zu sehen. Berthold Bussard! In den wohl intimsten Momenten meines Daseins mit meiner Bussardbraut und das Schlimmste war, genau in den Momenten, in denen ich nichts auf die Reihe bekam und mich Frau Bussard einen „Schlappschwanz“ schimpfte.“

Berthold Bussard hielt inne, er schluckte einmal schwer. Randolf Rabe war gerade dabei, sich wieder etwas zu sammeln und krächzte dann kleinlaut: „Und dann hat sie dich sitzen lassen?“
„Genauso war es.“, bestätigte Berthold Bussard in der Dunkelheit „Und das Schlimmste daran ist wohl, dass ich bei allen weiblichen Wesen in der Vogelwelt für den Rest meines Lebens unten durch bin.“
Todesunglücklich starrte Berthold in die Dunkelheit.
Seine Bussardfrau war mit einem daher gelaufenen Täuberich durchgebrannt und sein Ruf war auch ruiniert.
Wie tief konnte man noch sinken? Aber er hatte auch etwas daraus gelernt.
Dass er sich in Zukunft, was immer ihm die Zukunft bringen würde, fortan auf sein Gefühl verlassen wollte.
Hätte er das nämlich getan, hätte Karla Kuckuck in dieser Nacht nicht sein Leben zerstört.
Er würde sich nie mehr über den Schnabel fahren lassen, wenn er etwas zu sagen hatte.
Er würde auf seine Meinung beharren um sie durchzusetzen, wenn er das Gefühl hatte, dass sie richtig war.
Nie mehr würde er sich von einem Partner klein machen lassen wie ein Zaunkönig um durch die Löcher zu schlüpfen, die das Leben dann noch für ihn übrig ließ.
Vor alle Dingen würde er nie mehr ignorieren, wenn ihn etwas störte, so wie er es bei den Menschen in den Bäumen getan hatte.
Er würde dafür Sorge tragen, dass es ihm gut ging in seinem Leben, ohne das er ständig zurück stecken musste.

Als die Sonne am nächsten Morgen im Osten golden über den Horizont lugte, faßte Berthold einen Entschluß.
Er verabschiedete sich von seinem Freund Randolf Raben, breitete seine mächtigen Schwingen aus und hob von dem starken Ast der großen, alten Eiche ab.
Flog los, zu einem anderen Feld, einem anderen Wald, wo er sein Leben wieder neu beginnen wollte und all seinen neuen Vorsätzen treu bleiben wollte.
Randolf Rabe sah seinem alten Freund nach, der mit der aufgehenden Sonne im Rücken hoch am Horizont langsam verschwand.
Er wünschte ihm alles Gute.
Neben ihm auf dem Ast landete Elsa Elster und sah ihn verführerisch an.
Und so beschloß auch Randolf, sein Leben zu genießen.

(von Tanja Darimont)

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Dem Feinde

Ergänzend zu "die Insignien der Rebellion 5"

Genau wie zur Freundes, rate ich zur Feindes-liebe.
Jedoch ist Feindes-liebe kein Wort für die Schwachen,
es ist ein Leitprinzip der Starken.
Es ist unser Wort,
das der Rebellion der aufrechten Herzen..
Den Freund liebt man seines Wesens,
den Feind aber seiner Feindschaft wegen.
Den Federhandschuh werft uns zu,
ihr Gegner und "uns hassende",
euch alle wollen wir lieben.

Denn unsere Freundschaft verbindet,
eure Feindschaft aber eint uns.
Blut, wie Honig von unseren Lippen,
so schmeckt der Streit.
Den ein Ringen ist es,
in dem die Idee schwanger geht, mit der Zukunft
und unter Schmerzen naht die Niederkunft,
auf den Wiesen froher Hoffnung.
Wo das Kommende uns ein Traum,
da war der Feind uns das Erwachen.
Der Widerspruch der Gegner,
das war uns die Ohnmacht der Gegenward
und wo stünden wir,
wenn wir sie nicht hätten überwinden müssen?

Dienstag, 9. Oktober 2012

Die Insignien der Rebellion 13

Dem Schicksal

Hadert nicht mit eurem Schicksal,
den Schicksal kennt viele Stränge.
Eine zahllose Summierung aus Enden und Anfängen,
unschaubar verborgen in der Dunkelheit unseres Inneren.

Wie viele scheuten sich schon ein Ende zu greifen?
Gebannt in den Litaneien böser Hoffnung,
um eine Abwendbarkeit kommender Dinge?
Schicksal ist eine hungrige Schlange,
das frisst sich selbst, stets vom Schwanze an,
um doch, so sich neu zu schaffen.

Doch wenn es sein Ende nicht packt,
wird es seinen Anfang nicht finden.
So wird es vergehen und jeder Zögerliche mit ihm.
Schicksal ist ein schwarzes Herz,
wer es trägt, dem schlägt es sicher.
Doch Zukunft macht es dunkel,
nur darum lachen wir der Dunkelheit!
Den wer dem Dunkeln lacht,
dem lacht die Finsternis zurück!
So wird es freudig,
und freudig ist darum das rebellische Herz und frohen Mutes:

weil es den Anfang nicht kennt,
doch durch das Ende schon macht.

Noch eh wir ihn ahnen,
beginnt er und eh er vollzogen ist,
stirbt er schon wieder.
Da ist kein Jünger und kein Vorreiter,
kein Getriebener und kein Mitläufer!
Wir alle sind Streiter unseres erwählten Schicksals,
nicht weil es unsere Bestimmung,
sondern weil es unser Wille ist.

Freitag, 5. Oktober 2012

In den Armen des Sturms

Eremitische Schriften,
Der halbe Weg, der Schatten und der Sturm

Als er eine Zeit durch die Dunkelheit gegangen war, kam er auf eine Anhöhe,
von der blickte er in die Weite.
In grosser Entfernung, sah er die Lichter der Menschen, die wie kleine Messer,
die Schleier der Nacht durchschnitten und ihr so, zumindest in diesem Moment,
einen Teil ihrer Würde zu nehmen schienen.
Einen halben Schritt trat er zurück, in den Schatten eines grossen Baumes,
Fast so als fürchtete er entdeckt zu werden.

"Müde eurer Lichter ward ich und gierig meiner Nacht!"

Flüsterte er in die Stille

"......und doch, auch abgehoben, nach langem Marsche, treffe ich auf eure Zeichen.
Den auch entsagt und losgelöst, trugen meine Füsse mich nicht weit genug.
Sprach meine Zunge nicht klar genug, als ich meine Väter Sterne, nach der Güte ihrer Blindheit frug.
Zu träumen, mit den Göttern einst.
Zu streifen eure Wege, doch ich seh und kenn euch nicht.
So eichte ich den Willen, zu winken mit den Fahnen, das die Hohen mich erkennnen.
Nun steh ich weit, doch seh euch noch.
Ja aus dem Schatten meines Bruders da schenke ich ein Lächeln.
Noch ging ich nicht weit genug, auf meiner Füsse Sohlen, zu nahe stehen sie euch.
Mein Kopf zu schwach, mein Denken zu klar, den es ist von euch.

Zu gehen ist die Hälfte des Weges, doch dann bin ich es der kommt.
Den als ich ging da lauschte ich;
Der Geister Spiel, der Bäume Lied und dem Rauschen des schwatzhaften Laubes im kühlen Haar des stolzen Windes.
Ja den trockenen Weisen der toten Äste und der stillen Worte der alten Gesteine.
Um so, am Urgrund aller Worte, meine Stimme zu verlieren, doch meine Sprache zu finden.
Einst flehte, doch nun rufe ich, so schützet eure Ohren, den wahrlich, ich spreche eine laute Sprache"

Und mit diesen Worten teilte ein Blitz lüstern den Horizont, ein Sturm zog auf, schickte seine wilden Vorboten über die Hügel.

So schrie er, wie er nie geschrien hatte;
"Aus dem Schatten trete ich und breite meine Arme, zu grüssen meiner Entgrenzung Boten
und der Freude Tränen, sie peitschen aus den Wolken, zu küssen meinen Boden."

So stand er auf seinem Hügel und harrte der grotesken Szenerie, wie nur ein Sturm sie schaffen kann;
Das zugleich, so tosend und machtvoll, der Atem eines zornigen Gottes das Land streift, die Welt jedoch in abwartender Stille verharrt.

So rief er weiter;
"Keiner harrt dem Auge der Winde,keiner küsst den Donnerhall,
ohne selbst auch zum Sturm zu werden, führwahr du König,
ich geb mich hin, ich folge dir, das unsere Schicksalsstränge,
zwei zu eins, nun neu verknüpft seien."

So schmiegte er sich fast zärtlich in starke Arme und verging.
Die Bäume wisperten erfreut, als sie einen König schauten
und neigten ihre satten Kronen nach seinem Willen, gaben ihm ihr goldnes Laub.
So öfnete der Eremit die Türen.



Sonntag, 30. September 2012

Die Krone der Schöpfung

Oft hörte ich die Menschen sprechen, von ihrem Naturrecht, von der "Krone der Schöpfung" die sie aus ihrer Sicht darstellten.
Unter dieser Begründung nehmen sich die westlichen Kulturen das Recht die Erde zu plündern, die Tiere auszurotten und in parasitärer Manie gegen die Natur zu leben.

Nur wenige Begriffe sind so fehl gedeutet und so missbräuchlich verwendet worden wie dieser, eben auch weil er durch unsere Religionsgeschichte so populär geworden ist.

Nun was versteht der Mensch unserer Zeit von der Krone der Schöpfung?
Im Grunde doch einen Gottgewollten Herrschaftsanspruch über die Natur und die Erde.
Ein Gott, vorzugsweise der christliche, schuf die Menschen als sein Ebenbild, mit dem Auftrag die Erde Untertan zu machen.

Tatsächlich aber wird in der modernen Deutung großzügig ignoriert woher dieser Ausdruck kommt, aus der semitischen Mystik, die ihrerseits auf etlichen Geheimlehren fußt, welche vor allem dadurch gekennzeichnet sind, dass Begriffe und Dinge stets nur Deck und Hüllwort für tiefere Wahrheiten sind.
Wahrheiten also die synonym für ein ganzes Interpretationsmuster der spezifischen Lehre stehen.
Oft und gerne wird auch vergessen, dass die Bibel, die oft ursächlich für diesen Begriff genannt wird, nicht mehr ist als ein über Jahrtausende immer wieder verändertes und nach politischen und zeitgeistlichen Bedingungen angepasstes Buch.
Tatsächlich sind die ursprünglichen Quelltexte, zusammen mit den, in der Bibel nicht aufgeführten Apokryphen erheblich umfangreicher und ergeben im Kontext ein stark anderes Muster, als das zurzeit populäre und gängige.

Ein kleines Beispiel will ich versuchen dem Leser mit der mystischen Deutung der "Vertreibung aus dem Paradies" näher zu bringen, ein Ansatz übrigens der heute deckungsgleich ist mit der Interpretation vieler hermetisch und gnostisch orientierter Ordensgemeinschaften.

Nun die aktuelle christliche Deutung dürfte jedem ein Begriff sein, Eva wird aus der Rippe Adams erschaffen um ihm sein treues Weib zu sein.
Dann lässt Eva sich von Luzifer, in Gestalt einer Schlange, verführen und isst einen Apfel vom Baum der Erkenntnis, welchen zu kosten den Menschen verboten war.
Sie, Eva, verführt schließlich auch Adam dazu den Apfel zu kosten, Gott bekommt es mit und wirft beide aus dem Paradies.
Diese Ursünde kann die Menschheit fortan nie wieder abstreifen und lebt mit der Schuld der Tat Evas.
Eva muss als Strafe ihre Kinder unter Schmerzen gebären, Adam wird der Ackerbau auferlegt.

Da die gesamte Geschichte im Kern nicht christlich ist, sondern nur, wie so vieles Andere aus älteren Quellen adaptiert wurde, ist das oben Beschriebene also nicht die Geschichte an sich, sondern lediglich die populär – christliche Deutung wie wir sie hier in unserem Kulturumfeld kennen - diese Differenzierung ist wichtig.

Wie ist nun die Mystische Deutung?
Wichtiger als die Geschichte an sich ist zunächst ihre Symbolik.
Nach christlichem Verständnis handelt es sich bei Adam und Eva um Menschen.
Tatsächlich nimmt der Urmythos darauf keinerlei Bezug, er definiert Adam und Eva als "Stammeltern" der heutigen Menschheit, was nicht notwendigerweise bedeutet das sie bereits Menschen waren.

Die Paradiesgeschichte erzählt von einer Phase der noch jungen Erde,
in der es überhaupt noch kein tierisches, sondern lediglich pflanzliches Leben gab,
sie berichtet von einem Entwicklungsschritt in der Evolution.
Folglich ist der erste Mensch, Adam, im weitesten Sinne kein Mensch nach unserem Verständnis, sondern ein Baum.
Daraus ergibt sich folgerichtig, dass Eva ebenfalls ein Baum war. Wobei die Mystik Adam als den "Baum des Lebens" definiert, welcher den Geist repräsentiert, aus dem die gesamte Schöpfung entspringt.
In nicht wenigen esoterischen Texten der Frühzeit, wird Adam als der tituliert, welcher seine Äste in alle Dimensionen streckte und auf allen Welten wurzelte.

Eva ihrerseits ist der "Baum der Erkenntnis" selbst und repräsentiert das Fleisch oder weiter gefasst die Materie.
In so weit ist die Aussage "Eva wurde aus der Rippe Adams gemacht" auch verständlicher, da Eva ein "Ableger" Adams war, so wie Pflanzen sich also vermehren.
Tatsächlich kennen wir bekanntermaßen bei den Pflanzen ja männliche und weibliche oder sogar beidgeschlechtliche.

Ursächlich begründet der Adam und Eva – Mythos also die klassische Dualistische Weltsicht, wie sie für die heutigen semitischen, monotheistischen Religionen typisch ist.
Der Trennung zwischen Geist und Materie, wie wir sie z.b. auch in Platons Höhlengleichnis oder den Ausführungen des Neoplatonismus wiederfinden.

Warum nun der Apfel?
Abgesehen von möglichen Übersetzungsfehlern muss man betrachten was Äpfel mystisch darstellen, nimmt man die Frucht an sich und teilt sie vertikal, bildet das Kerngehäuse das Bild eines Pentagramms, das Zeichen für den Menschen selbst also, wie es sich auch in Michelangelos "Schema des Menschen" bzw. dem goldenen Schnitt wiederfindet, ein mystisches Ursymbol also.
Teilt man den Apfel horizontal stellt das Kerngehäuse eine Vagina dar, neben dem Phallus das klassische Symbol für Fortpflanzung und insbesondere für Lust.
Somit symbolisiert der Apfel die Themen; Leben, Sexualität, Fruchtbarkeit.


Das mystische Pentagramm, weist hier auch auf den nächsten Akteur im Drama der Menschwerdung hin, Lucifer, der Morgenstern.
Tatsächlich ist Lucifer nicht mit Satan identisch, eine Tatsache, die auch der modernen Kirche durchaus bekannt ist, die aber dennoch nicht, oder nicht mehr, die Studierstuben der Theologen verlässt.
Lucifer bedeutet übersetzt "Lichtbringer" oder "Bringer der Morgenröte" – assoziiert wird diese Gestalt mit seinem Schicksalsplanet, dem Morgenstern bzw. der Venus.

Der Satan hingegen wird dem Planet Saturn zugeordnet, von daher ja auch der Name Satan/Saturn und auch das ist der eigentliche Grund warum sich einige satanisch orientierte Orden als "Saturnische Gesellschaft" bezeichnen
.
Identisch ist Lucifer hingegen mit der aus anderen Kulturen bekannten Göttin Venus.
Lucifer ist die Schutzgottheit der Wissenschaft, weil er die Erkenntnis bringt, er steht für Weisheit, Schönheit. Das ist zum Beispiel einer der Gründe warum Lucifer bei den Freimaurern eine so große Rolle spielt. Nicht etwa der, dass sie, wie von populären Verschwörungstheoretikern immer behauptet wird, Teufelsanbeter wären.

Mit Weisheit wird auch die Schlange assoziiert und dies ist somit einer der Gründe warum Lucifer in dem Paradiesgleichnis als Schlange auftritt.


Auf einen anderen, ebenfalls relevanten Grund, werde ich im Folgenden eingehen.

Lucifer also, betritt in dem mythologischen Drama die Bühne, er "verführt" Eva von den Früchten des Baumes der Erkenntnis zu kosten.
Es ist diesbezüglich logisch, dass er sich zunächst an Eva und nicht etwa an Adam wendet, zum einen sind die Früchte der Erkenntnis ihre eigenen, zum anderen werden Frauen im Allgemeinen ebenfalls mit der Venus assoziiert. Dies kann man heutzutage noch daran erkennen, dass das Zeichen der Frau – der Kreis mit Kreuz nach unten – das mystische Symbol des Planeten Venus ist. Das Symbol des Mannes ist übrigens das Planetensymbol des Mars – wobei hier dann auch die Redewendung, dass Frauen von der Venus kämen und die Männer vom Mars Sinn macht.
Lucifer/Venus und Eva sind ergo vom selben Schicksalsstrang und hier wird somit deutlich das schon das Erscheinen einer weiblichen Partnerin Adams, oder des Prinzips "weiblich" überhaupt, notwendigerweise eine Fülle an Kausaleffekten nach sich ziehen musste, welche die Geschichte in ihre Bahn zwangen.

Lucifer war und ist, das muss man so sagen, eine ambivalente Gottheit.
Nach ursprünglicher Auffassung, führte eine Rebellion im Himmel zur Schöpfung der Materie.
Die Materie wird nun von Satan beherrscht, seine mythologische Bezeichnung ist "der Unterdrücker", seine Rebellion führte dazu, dass er Teile des hochfeinen oder anders gesagt "ätherischen Geistes" dazu zwang sich zu verdichten.
Die Physik sagt die Materie neigt dazu zu "klumpen".
Lucifer nun ist teilweise auch ein Verbündeter Satans, denn seine Schönheit legt sich als goldener Glanz über die Materie und verführt uns fortlaufend dazu in ihr eine Wahrheit und Schönheit zu erkennen, welche diese gar nicht hat.
Der Grund warum er das wiederum kann ist, dass Lucifer auch ein Mittler zwischen der mythologischen Goldenen Sonne und Satan ist.
Sein Glanz reflektiert also die Strahlen der selbstlosen Sonne, die mythologisch wiederum das genaue Gegenteil des Saturn ist. Sie wärmt und schützt das Universum und ist der Widersacher des Saturn, sie ist selbstlos und liebend.
Nach mythologischem Verständnis war es die Sonne die Saturn, nach seinem anfänglichen Sieg in der Rebellion, einen Teil seiner Macht nahm und so eine weitere Ausbreitung des Universums, einen weiteren Lauf der Geschichte ermöglichte.
Da knapp gesagt die Sonne nur selbstlos ist und Lucifer ihren Glanz auf der Materie reflektiert, wird der Mensch, der nur auf die Materie blickt, auch stets nur die Sonne sehen, obwohl er das Werk des Satans betrachtet.

Lucifer also überredet Eva von den Früchten zu kosten, die "Erkenntnis" ist damit eine Fortentwicklung in der Evolution des Planeten, die Entwicklung tierischen Lebens und somit eine Veränderung in der Fortpflanzungstechnik.
Nicht mehr die pflanzentypische, sondern die geschlechtliche, damit kommt die Lust ins Spiel.
Lust ist eine Eigenschaft, die mit der Frau an sich und Venus assoziiert wird. Lust und Geschlechtstrieb ist die Frucht, der Apfel.
Diesen gibt Eva auf Geheiß der Schlange Adam und schließt somit den Kreis.
Durch Kreuzung des weiblich "nehmenden Lust" – Prinzips mit dem männlich "gebenden" Prinzip kommt zum ersten Mal etwas völlig Neuartiges in das Leben der Erde, das "Begehren".
Interessanterweise ist unser moderner Kulturapfel übriges auch eine Kreuzung verschiedener Baumarten und insoweit eventuell auch ein Anhaltspunkt warum ausgerechnet der Apfelbaum diese mythologische Bedeutung erhielt.

Durch den Eintritt des Begehrens in den Schöpfungsprozess wird Fortpflanzung tierisch, aber auch gewalttätig.
Überhaupt wird die gesamte Evolution tierisch.
Auch das symbolisiert die Schlange; die Wirbelsäule!

Verdeutlicht wird dieser Entwicklungssprung auch auf zahlreichen Illustrationen, in denen die Schlange dargestellt wird, wie sie sich um den Baum der Erkenntnis windet. Die Schlange als reines Wirbeltier veranschaulicht dieses Prinzip wie kein anderes und letztlich war das erste Leben an Land ja das kriechende und sich windende.
Mythologisch beginnt mit diesem Schritt der kosmische Fahrplan hin zum Menschen, es beginnt alles mit der Lust.
Analog dazu lokalisierten die fernöstlichen Geisteslehren, wie z.b der Hinduismus aufsteigend an der Wirbelsäule die sogenannten "Chakra" – Energieschnittstellen. Berührungspunkte also, zwischen dem physischen und dem feinstofflichen Körper.
Die einsetzende Entwicklung des Menschen ist energetisch aufsteigender Natur, das heißt in der nun folgenden geschichtlichen Entwicklung des menschlichen Geschlechtes steigt die "Erkenntnis" bzw. die göttliche Selbsterkenntnis die Wirbelsäule entlang der Energiebahnen auf.
Die spirituelle Entwicklung der Menschheit wird als Ganzes beschrieben.
Bis irgendwann, eines Tages, das letzte der sieben Chakren wieder erreicht ist, das mystische "dritte Auge" lokalisiert in der sogenannten Zirbeldrüse.

Allerdings und das ist der springende Punkt, die "Erkenntnis", der Sprung zum tierischen Leben und der Etablierung des Begehrens entfernte den Menschen zugleich von seinem göttlichen Ursprung.
Die mystische Tradition ist überzeugt, dass Pflanzen, aber auch Tiere eine intuitive Art haben mit dem Universum und den feinstofflichen Ebenen zu kommunizieren, sie beherrschen das quasi aus dem Gefühl heraus.
Der Mensch beherrscht dies intuitiv nur zu Beginn seiner Existenz, im Kindesalter also und hier finden wir eine weitere Analogie; die mystische Tradition ist überzeugt, dass der Sündenfall (der als solcher ja gar keiner ist) und die Vertreibung aus dem Paradies sinnbildlich in jedem Menschenleben aufs Neue stattfindet – ja dass die gesamte Entwicklung des Kosmos in jedem Menschenleben symbolisch und praktisch neu durchlebt wird.
So ist jede Menschenseele ein Abbild von allem was war und allem was sein wird.
Weiter impliziert die esoterische Tradition die Überzeugung, dass jeder Mensch noch einen "Pflanzlichen Körper" aus seiner Zeit im Paradies hat, über dessen Erweckung er wieder in regen Austausch mit den feinstofflichen Ebenen treten kann.
Viele Kulte sind bis heute der Überzeugung diesem pflanzlichen Körper besser entsprechen zu können, indem sie nur pflanzliche Ernährung zu sich nehmen, so dass insoweit der Veganismus und Vegetarismus in seiner geschichtlichen Wurzel teilweise auch religiös begründet ist.

Die Entwicklung brachte den Menschen aber auch ein äußerst zweischneidiges Schwert, nämlich den menschlichen Verstand, die Logik und als direkte Kausalität die menschliche Neigung zu materialistischen Ansichten.
Damit verhält es sich sehr ambivalent, zum einen ist diese Entwicklung notwendig um die menschliche Zivilisation zu errichten, zum anderen aber trennt sie uns von unseren göttlichen Wurzeln.

Da wären wir nun also beim so sagenumwobenen Begriff der "Krone der Schöpfung" entscheidend ist, dass dieser Begriff keinen Herrschaftsanspruch beschreibt.
Was ist sachlich betrachtet eine Krone?
Sie ist hervorgehoben vom Rest des Körpers und sie ist ein Metallgefängnis
.
Der Mensch ist gesondert und isoliert vom Rest der Schöpfung, eingekellert in das Verlies seines Körpers, das ihn von seinem Ursprung im Feinstofflichen trennt.
Seine Gedanken, seine Logik und sein Verstand sind nützlich und hinderlich zugleich, sie separieren ihn vom intuitiven Verstehen.
Gleichzeitig aber hat er als vermutlich einziges Lebewesen die Möglichkeit, ja die Aufgabe seinen göttlichen Ursprung zu erkennen.
Somit beschreibt die Krone ein Ziel, das der aufsteigenden Entwicklung. Die Krone ist das siebte Chakra, das dritte Auge, ist sie erreicht, dann ist der Mensch zu sich selbst zurückgekehrt. Denn öffnet sich das dritte Auge wieder ist der Mensch in der Lage die Geisteswelt völlig unverfälscht und direkt zu sehen, so wie es früher bereits der Fall war, als die Welt noch jung war und der Mensch seinen Wurzeln in der Pflanzenwelt näher stand.
Dann wird die Menschliche Rasse wieder Eins sein mit der Natur und der Götterwelt aus der sie hervorging, ehe noch das kosmische Theater einst den letzten Vorhang fallen lässt und alles in den Zustand des Anfangs zurückkehrt.

Im Kern der Sache, ist es die Angst vor dem Lauf der Dinge, vor der Vergänglichkeit, gebettet in die angenommene Linearität der Zeit, die den Menschen in sein Schicksal leitet, die sein Bewusstsein in einen ungewissen Raum stürzten lässt.
Das Schicksal "menschlich" zu sein, trennt uns von der Natur.

Der Wunsch "Bleibendes" zu hinterlassen, in den Fluss der Vergänglichkeit ein Denkmal für kommende Generationen zu setzen.
Das er nicht vergessen werde und sein Leben nicht umsonst gewesen sei – dieser Wunsch ist im Prinzip ein "majestätischer Gedanke" ein "absolutes Ziel".
Der Mensch versucht die Zeit anzuhalten und durch sein Tun die Dinge zu zwingen zeitlich zu werden und doch sind es nicht mehr als die Versuche eines Kindes seine Sandburg zu festigen, ehe die Flut kommt.
Die „Krone der Schöpfung“ zu sein rechtfertigt angstbestimmtes Handeln aber nicht, es ist nicht mehr als eben das; ein Handeln aus Unverständnis.

Mittwoch, 12. September 2012

Ozeanische Entgrenzung



Als einst gesprengt die harte Schale,
als Überwunden war der eitle Kern.
Sahen wir, als Kinder wieder,
still und wahrhaftig,
unser Wesen, voller Wunder ganz.

Vom Baum des Lebens, sind wir das jüngste Grün.
Vom Stamm des werdenden, das edelste Holz
und vom Quell der Liebe, das reinste Wasser.

So stehen wir an der See,
dass sie wild uns küsst,
mit salzigen Lippen.
Du Mutter allen Lebens,
in deinen Urgrund blicken wir zurück.
Der uns gebar in reicher Nässe,
der uns nährte voller Inbrunst.

Hier stehen wir, als deine Kinder.
Am Ufer deiner Sanftmut,
an den Wogen deiner Fülle,
die selbstlos, Leben tragen, der Liebe willen.
So springen wir in deine Fluten,
das wir "Eins zu allem"
die deinen bleiben, in goldenen Wellen.

Montag, 27. August 2012

Der große Mensch seiner Zeit

Es liegt in der Natur der Sache,
dass der größte Mensch seiner Zeit,
von seinen Zeitgenossen meist als der "kleinste" erkannt wird.
Nicht weil er ihnen so nah, sondern weil er ihnen zu fern steht.

Ökologie 1

In der modernen Ökologie,
beschäftigt sich die Wirtschaft kaum noch mit dem Vertrieb von Produkten an sich, sondern hauptsächlich mit dem Verkauf von "Lifestyle-Utopien".
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die meisten Konsumenten den Hauptteil ihrer Energie und ihres Geldes dazu aufwenden Dinge zu erwerben, die für sich nicht mehr sind, als der Tarnumhang ihrer persönlichen und kreativen Unmündigkeit.

Dienstag, 21. August 2012

Lilith

Lied des Einsiedlers in der Wüste

Nacht um Nacht einst,
trieb mich um
die schwarze Last
des schweren Herzens.

Doch Sehnsuchtsvoll
schöpfte ich aus deinen Rufen,
nährte mich, von deinen Worten.
Zehrte ich, von deinem Bildnis,
am lüsternen Firmament.

So ahnte ich Tag um Tag,
dein Kommen am gierigen Abendhimmel.
Froh deiner Leidenschaft,
ruhte ich am stürmischen Meer deiner Augenpracht.

Nun beug dich zu mir, Sternenglanz,
das ich von deiner Wildheit trinken kann
und kosten deine Früchte.
Ach zu mir, mein stolzes Weib,
wie misste ich dein Wesen.

Nun neuvereint in altem Stamm,
zu peitschen unsere Sinne.




Samstag, 4. August 2012

Fachidioten

Das tragischste, gleichwohl häufigste Symptom der Focusierung auf Fachgebiete,
ist die Fachidiotie.
Tragisch zum einen,
weil ein relativ begrenzter,
spezieller Wissensfundus,
als ausreichend angenommen wird,
bestimmte Phänomene
und damit einhergehende Wechselwirkungen
des jeweiligen Fachs,
zu erklären.

Tragisch auch,
weil Fachidiotie,
im Gegensatz zur Vollidiotie,
noch nicht mal in ihrer Beschränktheit konsequent ist.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Todespriester

Parasieten Todespriester,
diese Worte spucke ich in den Wind!

Es ist alles Teil des selben Weltenbaumes:
Wer die Wurzel nicht kennt,
kann zur Krone nicht finden.

So steht ihr da,
nicht stark genug um Stamm,
nicht schön genug um Laub,
nicht stolz genug um Blüte zu sein.

Die Last nie geahnt, noch getragen,
doch wollt ihr Früchte speisen,
doch wollt ihr nähren euch vom süßen Saft
und noch am Stamm wollt ihr nagen,
zu kosten das Mark und das Leben.

Einst aushölen wollt ihr,
mit falscher Sanftmut und böser Liebe
Das ihr nicht fragt nach dem "sähet"
und nicht nach dem "erntet"
und euch doch schmückt mit ihren Zeichen.
Das ihr höhnt und spottet
und leugnet die jungen Knospen,
doch euch tragt, mit ihrem Wachstum.
Das ihr noch Triebe fresset,
die zum Himmel streben
und preist dies als eure Milde.
Das ihr nicht Stärken,
sondern Schwächen ehret
und euch eurer Güte feiert.

Doch weh euch,
einst der Weltensturm:
zu schütteln alles tote.

So weht ihr fort:
nicht stark genug um Stamm,
nicht schön genug um Laub,
nicht stolz genug um Blüte zu sein.

Die Last nie geahnt, noch getragen,
So werdet ihr überwunden sein,
im stolzen Zeitengang.
So wird verotten,
was selbst sich nicht nähren kann
im kargen Felde des Vergänglichen.

Mag auch kranken kurz der Weltenbaum,
unter falscher Sanftmut und böser Liebe.
Führt doch bald zu Stärke nur,
fauler Fraß von 2000 Jahren.

Nekrophil

Liebe von den Lippen der Gierigen

Nicht Liebe im Eigentlichen,
sondern mehr noch;
"umgedrehte Liebe"
spiegelbildlich im Reflex des Egos.

Nicht Liebe zum Schaffenden,
sondern Liebe zum Nehmenden,
also Liebe zum Leidenden,
also Liebe zum Faulenden.

Montag, 23. Juli 2012

Morphologische Resonanz

Worte wie Lichter,
Wie Strahlen sie zurück,
aus goldenem Flusse
aus rastlosem Strom.
Mich zu Narren,
in dunklen Spiegeln.
Mich zu küssen,
in meinen Grenzen.

Suchend,
um der Worte Willen,
Zog ich in die Felder aus.
Zu finden meines Lebens Ziel.
Zweifelnd, nur der Worte wegen

Formte Sätze zu Texten
Doch keiner Tat Warheit kund.
Keiner wollte Freiheit kennen.
Eine Bahn im Nebelschleier

Oh dunkle Symetrie des Werdenden,
Gebettet nur in schwarzen Leinen,
Ich erfülle dich, du Kelch der Schaffenden.
Einst empfing, nun teile ich,
Gelegt in meinen Mund.
Einst noch hörte,
Doch nun spreche ich,
Zu künden von den deinen,
Das die Welt schwanger gehe,
In den Lüsten deiner Freude.
Das der Ton zur Scheibe gehe,
Zu formen deine Krüge.

Samstag, 7. Juli 2012

Die Insignien der Rebellion 12

Berserkerzeit

Was gestern einst noch Freiheit wahrte,
straft heute meiner Blicke Hohn.
wohl spracht ihr recht und redet fein,
doch stützt ihr jeden Herrscher.
Ach ihr, ach Friedensfürsten,
könnt ich noch sehen mit euren Augen
und fühlen mit euren Sinnen.
Könnt ich noch stehen, einen Moment nur
auf eurem Platze und zügeln mein Begehren.
Doch weh ist mir und die Hoffnung bang
um eurer holden Ziele.

Zielesziel, der Kinder willen,
verraten, bloß für leeren Schein.
Doch tausend Schlächter stehen an jeder Ecke,
mit harten Zungen und scharfen Worten,
zu peitschen eure Massen.
Und Scharenweise Helfershelfer,
reißen gierig ihre Fesseln.

Ein kurzer Pfad nur,
geht vom scharfen Worte zur blanken Klinge
und keiner führt zurück.
Doch jeder der ihn geht, ist Gläubiger des getanen Wortes.

Ach ihr, Ach Klingenmeister,
wie das Grauen eure Augen spiegelt.
Zu erfüllen der Worte letzte Wirkung.
Zu wirken, mit reißendem Beilen und schmetternden Schilden.

Extase trägt, was die Sprache einst nur deuten konnte.
Zu schreien, aus vollster Kehle.
Markig geht das Zauberwort.
Zu spornen eure Reihen
und keiner kennt den anderen wieder.

Tatzeit, Sturmzeit, Kampfzeit
alles ist im Rausch gesiegelt.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Auf Wanderschaft mit dem Alten, Freya 1


Freya: erster Spruch

Vom Herzblut benetzt, grünt prächtig,
die Weide deiner Augen.
Doch sehe und höre nicht!
Steh fern von allem was tast- und messbar ist!
Ein trüber Weiher ist´s,
in dem stocherst du nach Fragmenten
und kannst das "Ganze" doch nur ahnen.

Und tauchst du auch am tiefsten Grunde,
nach der Welten Ewigkeit,
findest doch nichts unbewegt.
Noch die gröbsten Steine trügen dich, mit ihrer Härte.
Noch das schärfste Riff,
siehst du hoffen auf die Brandung:
auf die Füllen ihrer Liebe,
auf die Wildheit ihrer peitschenden Arme.

Ein jedes Ding kennt Hoffnung,
ein jedes Ding kennt Sehnen.
Alles lechtzt nach Leben,
nach den Wonnen deiner Liebe.
Du siehst sie nicht und fühlst sie ganz,
so wollen die Dinge groß werden.
Du weißt noch nicht, doch liebst du schon,
so kommen die Dinge zu dir.
So leben sie, in den Wogen deiner Schönheit.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Die Insignien der Rebellion11



Vom Adlerherz

Oft redete ich vom Hohen Fluge
oft sprach ich von der Überwindung
aus den Niederungen menschlicher Natur

Was war ich
eine leere Hülle, geschwängert mit falscher Hoffnung,
ein Greul und ein Wiederwille, ein Schmähruf und ein Ekel.

Was war ich,
bevor meine Natur mich fand.
Bevor Adler nisteten, in meinem müden Herzen.
Mit meinem Blut nährte ich ihre stolze Brut,
dass sie in meiner Brust einst stark werde.

Puls um Puls nun, entwuchsen sie ihrem sanften Flaum.
Puls um Puls nun wurde ich weniger, gab ich von mir,
dass sie ihre Bestimmung fänden und tränkte sie in meiner Liebe
dass sie flügge würden und fänden zu neuer Stärke.

Dass sie ausgehen, dem Himmel seine Gluten zu entreißen
mit hohem Schrei und blanker Kralle.
Zur Erde tragen Flammenspiel, den Freien zum Gefallen.

Stolz von Sinnen, Prometheus, wie steh ich dir doch einst so nah

Montag, 4. Juni 2012

Herbst und Tod

Still verblüht das Weideland,
Tote Form, bald unbekannt.
Trauer liegt im Abendrot,
Leise Sohlen trägt der Tod.
Schreist, dem wilden Zeitenwind;

"Tod, ich bin ein stolzes Kind.
Lache dir noch froh entgegen.
Auf die Sonne folgt der Regen.
Auf den Tage folgt die Nacht
und sie bringt die schwarze Tracht.
Kleidet mich in meinen Schmerz,
kühlt mir das verbrannte Herz.
Hält mich ruhig, wenn´s keiner tut,
letzte Sicht, ein Atemzug.

Tod, mein Herz, wie lieb ich dich,
letzte Worte flüstre ich.
Lieb und Schatten warst du mir
und du bleibst als letztes hier.
Hebst du mich vom Ufer auf,
Auf, zu neuem Weltenlauf.
Hinter Wäldern, dunklen Weiten,
schreite ich in neue Zeiten.
Nichts verschwindet, alles bleibt,
war und ist, in Ewigkeit."

Samstag, 21. April 2012

Two Faces



So liebe Leser, hier ein paar Impressionen mit Fotos von Roxie Noon und meinem Track "Two Faces". Viel Spaß

Donnerstag, 19. April 2012

Der kalte Spiegel des Lammes

in Anlehnung an Friedrich Nietzsches "Antichrist"

Wahrlich, ich lachte oft der Schwächlinge, welche sich gut glaubten, weil sie schwache Tatzen haben. (F.Nietzsche)

Der Kalte Spiegel des Lammes

Das Lamm ist seiner Schwäche froh
und preist sich des "Guten" weil es kurze Beine hat.
Morgen schon wird das Lamm ein Folgsames Schaaf sein
und auch dann noch sich "Gut" nennen.
Das "gute" ist der Herde stets das Fette Gras,
doch die innere Wahrheit ist, das ein Hund ihnen näher steht als ein Gott.
Doch Wehe nur der Wolf heult am Horizont,
dann zerfällt Wahrheit zu zielloser Raserei und keiner noch kann den anderen retten.
Ziellos und verloren ist das Schaaf, fern seiner Weide.

So ist die Gruppe ihnen nicht mehr als ein Bildnis,
das sie küssten in kalten Spiegeln.
Generationen, geeint in Angst
und nie nur würde eines in die Wälder gehen.
So ist die reine Essenz dieses;
das die Stillen Rudelgötter die Wölfe sind
und ihre Fänge, wie sie mitten unter die Schafe fallen.

Morgen schon wird Lamm und Schaaf ein Opfer sein,
auf des falschen Gottes Herden.
Mehr noch als ihre Schlächtern richten sie ihre Schwachen Tatzen, derer sie froh waren.
So ist der Stille Schlächter des Lammes,
das Schaaf das es lehrte sein Unvermögen "gut" zu heißen .
Nicht Herde bietet Schutz,
sondern von sich selbst aus zu Stärke zu finden und mutig in die Wälder zu treten

Donnerstag, 5. April 2012

Die Insignien der Rebellion 10

Wer bewundert, der blickt hinauf.
Wer verachtet, der blickt hinab.
Doch beiden zu eigen ist,
eine Stellung zu beobachten,
die keiner von ihnen erreichen kann,
sei´s aus Mangel an Verständnis oder aus Unvermögen.

Beide sind sie passiv,
beide sind sie, reduziert auf ihre Position Ignoranten.
Den klein nur erscheint eine große Sache,
wenn man sie aus der Entfernung sieht.
Doch Großes, ja Größe gedeiht nicht am Boden der Tatsachen,
noch auf den kargen Inseln der Überheblichen.

Kein Ding findet zu Größe unter begrenzten Horizonten,
so wird auch keiner Stark, ohne des Adlers Schwingen.
Den dies legt die Zukunft ihren Meistern auf:
das sie den Dingen starke Flügel verleihen
und so über sich hinauswachsen können.

So findet zu Wert, was den Tatsachen entzogen,
neue Tatsachen erst schaffen muss.
Doch groß sind dann auch diese nicht.
Den was ist die Größe des Berges,
gemessen an der Kraft, die einst ihn versetzte?

Wer Zukunft sagt und uns noch bewundert, der ist nicht von uns.
Den Bewundernd kommt ein Lamm zu Tode,
als es das Raubtier noch schaute doch die Pranke nicht sah.
Auch wer Großes denkt und nicht nach vorn schaut,
sondern hinabblickt den achten wir nicht,
wer nur hinabblickt der kann nur noch fallen.

Freitag, 9. März 2012

Dunkelheit



Warheit, frug er,
wie ist dein Name?
wie bist du zu finden?

da schallte es vom Horizont:

Mein Name ist Dunkelheit!
Den nur wer in mir wandelt,
kann selbst einst zum Licht finden,
kann selbst einst ein Stern werden.
Wahrlich schwarz ist mein Schatten,
den weit werde ich geworfen,
von den großen Dingen der Zukunft,
die doch niemand erblickte,
der mich nicht durchschauen wollte.

So sind meine Jünger die "Wollenden",
die das Licht lieben,
doch meine Schwärze nicht scheuen.
Den wie soll man sich nach den Sternen richten,
wenn man sie nicht schauen kann?
Tauchen sie die Erde in ihr mildes Licht
und doch kann sie nur sehen, der die Nacht auch kennt.

Äonen liegen verborgen in Dunkelheit,
zu künden von ihrem Laufe,
Was war, was wird,
verborgen in ihrem holden Schleier.
Kein Wanderer der sie schaut
und doch nur im Licht taumelt.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Festung Europa, der Raketenabwehrschild

Über Sinn und Unsinn eines Europäischen Raketenabwehrschildes



Als Ausgleich zur Philosophie möchte ich mich auch mal einem weiteren Interesse von mir widmen, wie ich vor einiger Zeit auch schon mal auf diesem Blog ankündigte, der Geopolitik.

Einführend in das Thema Raketenabwehr eine kurze oberflächliche Erläuterung über Interkontinentalraketen:

Dieser Raketentyp ist im Grunde baugleich mit Raketen die Satelliten ins All befördern, es sind recht große Trägersysteme mit einer Reichweite zwischen 5500 und 16000 km.
Militärische Interkontinentalraketen bestehen aus mehren Stufen mit mehreren Steuersystemen.
Üblicherweise sind die moderneren Generationen heutzutage mit einem Feststofftriebwerk ausgestattet, welches erlaubt die Raketen Startfähig in einer Abschussrampe zu lagern.
Sie müssen also nicht wie ältere Modelle vor dem Start betankt werden, das verkürzt die Startphase stark und behindert gleichzeitig eine Bekämpfung durch Feindstaaten in der Startphase.
Eine moderne Interkontinentalrakete braucht im Schnitt 5-10 Minuten für den Start.
Auch wenn diese Zeit recht kurz ist, ist die Startphase dennoch die, in der eine Rakete noch am ehesten bekämpft werden könnte, was aufgrund der eventuellen Entfernungen zum Feindstaat dennoch nicht sehr wahrscheinlich sein dürfte.
Nach dem Start, tritt die Rakete in den Orbit ein, wo sie einen Großteil ihrer Flugstrecke zurücklegt.
In dieser Flugphase ist die Rakete im Prinzip immun gegen Abwehrversuche von außen, es gab immer wieder Bestrebungen entsprechende Systeme zu entwickeln, aber wie der folgende Text zeigen wird, ohne all zu großen Erfolg.
Über dem Ziel tritt die letzte bis vorletzte Stufe der Rakete, das sogenannte "Reentry Vehicle" wieder in die Erdatmosphäre ein und setzt im Normalfall mehrere Sprengköpfe frei (Normalfall heist vorausgesetzt es handelt sich um eine Rakete modernen Typs der Großmächte) die unabhängig voneinander mehrere Ziele gleichzeitig angreifen können.
Die transportierten Atomwaffen zünden in einer Höhe von 500-1000m über dem Zielgebiet.
Die Besonderheit des Zünders, sowie der notwendigen Steuerung des Geschosskörpers unter unterschiedlichen Atmosphärischen Bedingungen ist einer der Gründe warum nicht jeder beliebige Staat einfach so Raketen mit hoher Reichweite bauen kann.
Die aktuellen Abwehrsysteme gegen Raketenangriffe sind üblicherweise bodengestützte Anti-Raketen Raketen, die das angreifende Objekt nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre bekämpfen, eine Lösung, welche die derzeit als einzigst umsetzbare gilt, die aber nicht optimal ist.
So hat eine Atomwaffe nach dem Wiedereintritt des Trägersystems in die Atmosphäre bereits einen scharfen Zünder, beim Start noch nicht, die Zünder sind aus Sicherheitsgründen mit einem Überschallsensor gekoppelt, das heist die Startbeschleunigung schaltet den Sprengkopf scharf und ein Gyroskopsensor löst die Zündsequenz aus (wenn der Neigungswinkel des Zündkopfes also eine vorgegebene Lage erreicht hatt)
Auch würde ein Abfangen des eintretenden Objektes bestenfalls bewirken das der Sprengkopf nicht zur Explosion kommt, das Raketenmaterial könnte aber immer noch mit dem Atomaren Kopf in Einzelteilen über dem Zielgebiet niedergehen und die Gegend dennoch verstrahlen.
"MIRV" und "MARV" Technologie erschwert Abwehrmaßnahmen noch zusätzlich (auf diesen Punkt werde ich im folgenden Text noch näher eingehen).
Anhand dieser Tatsachen ist die Erfolgsaussicht einer geziehlten und optimalen Abwehr gegen Interkontinentalraketen eigentlich logisch ersichtlich, dennoch scheinen unsere Politiker diese Logik nicht wirklich zu teilen, wie man an der aktuellen Situation, der Diskussion um einen Raketenabwehrschild zur Abwehr von Angriffen aus dem Iran oder Terroristischer Bedrohungen sehen kann.



Viele sahen ihn schon quasi begraben, den Plan eines Raketenabwehrschildes für Europa,
wie ihn die unsäglich Regierung J.W Bush´s seinerzeit vorsah.
Maßgeblich zur Abwehr von Bedrohungen aus dem Nahen Osten,.
Wie vieleich einigen bekannt sein dürfte, basierte dieser Plan auf dem ursprünglichen "National-Missile-Deffense" Plan der USA zur Sicherung des amerikanischen Kernlandes gegen Angriffe mit Interkontinentalraketen z.B aus Nordkorea.



Das Missile-Deffense Projekt seinerseits ist ein Neuaufguss des, ursprünglich unter dem ehemaligen Präsidenten Ronald Reagen ins Leben gerufenen Projektes "SDI" (Strategic-Deffense-Initative), besser bekannt unter "Projekt Starwars".
Einer Satellitengestützten Abwehr anfliegender Langstreckenraketen, mittels Laser oder Anti Raketen Raketen die im Orbit stationiert sein sollten.
Leider erwies sich das Projekt SDI aufgrund technischer Mängel als absolut undurchführbar.
Nicht nur das eine entsprechende Laserbewaffnung der Abfangsatteliten erstaunlicherweise nicht zur Verfügung stand, das Projekt erwies sich auch, völlig überraschend als unermesslich teuer.
Dennoch erklärte die USA ihr Prestigeträchtiges Milliardengrab im Nachhinein zu einem Riesenerfolg, weil das SDI Programm angeblich die UDSSR in die Knie zwang, die bei einem Wettrüsten im Weltraum technisch und finanziell nicht mehr mitgekommen sei.
Wie auch immer, das politische Tauwetter zwischen West und Ost verringerte die Priorität des SDI Programmes schlagartig.
Technisch war dieser erste Schild übrigens nie zur Einsatzreife gelangt.
Viele Komponenten waren kaum ausgereift und im Grunde ist das der Stand bis heute.
Auch wäre eine effektive Abwehr im Weltall, selbst für die USA zu teuer im Unterhalt.



Die für die Entwicklung von SDI zuständigen Firmen allerdings, die amerikanische Waffenlobby also, sahen das wohl nicht so ganz entspannt.
Zwar gab es keinen bösen Russen mehr, von dem ein Nuklearschlag zu erwarten war, aber man konnte all die kostspieligen Ideen ja auch nicht in die Mottenkiste der Geschichte legen.
Nicht solange nicht noch wenigstens ein gutgläubiger Mensch auf Regierungsebene saß, den man von der Notwendigkeit einer nationalen Raketenabwehr überzeugen konnte.
Nach wie vor ging es schließlich um hunderte Milliarden an Zuwendung aus dem Militäretat.

Nach einem kurzen Zwischenspiel, in dessen Rahmen das Militär wohl plante SDI zur Abwehr Erdnaher Kometen auf Kollisionskurs zu nutzen (kein Witz),
mussten die Verantwortlichen dann doch irgendwann eingestehen, das eine Stationierung der Abfangraketen auf der Erde wohl effizienter wäre, alleine schon aus Wartungsgründen.
Eine Abwehr von Objekten im Orbit allerdings, wurde durch eine Erdgebundene Stationierung eher unwahrscheinlich, da die Anflugzeit zu lang wäre und das Leitradar zu viele Ungenauigkeiten aufweisen würde, so das die neuen Systeme anfliegende Objekte nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre bekämpfen mussten.

1994 schließlich überführte Bill Clinton SDI in das neue "Balistic Missile Defense" (BMD) Programm, formal die selbe Idee wie SDI in seinen letzten Zügen, mit den selben Schwachstellen.

Technisch war eine effiziente Abwehr einer ganzen Raketenflotte, von mehreren hundert angreifenden Objekten immer unwahrscheinlich und funktioniert bis heute nicht richtig.
Jeder Leitradar der entwickelt wurde hat eine Obergrenze von maximal 25-50 Objekten, da moderne Raketen nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre über dem Zielgebiet aber schon 2-8 Mehrfachsprengköpfe aussondern die jeder für sich getrennt bekämpft werden müssen, kann man sich an den Fingern abzählen wie erfolgreich eine Abwehr wäre.
Da von sowjetischer Seite aus die Raketentechnik auch weiterentwickelt wurde stellt sich zudem das Problem, das moderne Interkontinentalraketen nicht nur über "MIRV" (Multi Impakt and Reentry Vehicle) (also Mehrfachsprengköpfe) sondern vor allem auch über sogenannte "MARV" (Multi Arange and Reentry Vehicle) Technologie verfügen,
eine Technik die es ermöglicht die Sprengköpfe über dem Zielgebiet entweder in einer Korkenzieherbewegung herunter gehen zu lassen oder sie in einer chaotische Bahn auf das Ziel zuzubewegen, vermutlich ist auch eine selbstständige inteligente Steuerung der Sprengköpfe vorgesehen.
Da Abfangraketen aber vorausschauend verschossen werden, benötigt ihr Leitsystem eine zuverlässige Vorausberechnung, zu welchem Zeitpunkt die Feindrakete an welchem Ort ist und vor allem an welchem Ort sie nicht ist, "MARV" macht diese Berechnung unmöglich.

Ab 2002 wurde "BMD" unter Präsident J.W.Bush in das neue National Missile Defense (NMD, Nationale Raketenabwehr) überführt.
Der Kernunterschied war eine strategische Neuausrichtung, nicht mehr ganze Raketenflotten sollten abgewehrt werden, was vielen renommierten Wissenschaftlern bis heute als unmöglich gilt) sondern einzelne Objekte die aus Schurkenstaaten auf die USA abgefeuert wurden, genannt wurden Staaten wie Nordkorea oder der Iran (namentlich von J.W.Bush zur "Achse des Bösen" zusammengefasst)
Böswilliger weise könnte man gewissen Kreisen in der Rüstungsindustrie unterstellen, das hier kurzerhand ein neuer Grund erfunden wurde um ein kostspieliges, im Grunde aber unsinniges Programm künstlich am Leben zu erhalten, und man würde gar nicht falsch damit liegen.
Strategisch zumindest macht es keinen Sinn warum Nordkorea eine Rakete mit Atomsprengkopf (über den Nordkorea auch heute noch nicht verfügt) auf die USA verschießen sollte um sich von selbiger gleich darauf in eine Asche-wüste verwandeln zu lassen.

Seit 2004 unterhält die USA als Initalverteidigung die Grundzüge eines solchen Systemes in Kalifornien und Alaska.
Witziger weise ist Alaska genau eines jener Schlüsselpositionen die eine Nationale Raketenabwehr als Standort für eine Ausrichtung gegen die Staaten der ehemaligen UDSSR benötigt.
Gegen Staaten also, gegen die sich "NMD" angeblich genau nicht, oder nicht mehr richtet.
Allerdings ist die Kapazität mit ca. 20 Startbunkern ohnehin recht klein dimensioniert.
Des weiteren war eine Stationierung von Abwehrraketen in Europa, in Polen, sowie ein Früherkennungsradar in der Tschechischen Republik vorgesehen.

Die geplante Stationierung in den ehemaligen Ostblockstaaten brachte schließlich Russland auf die Palme (ja warum nur) die sowieso von keinem der bisherigen Raketenabwehrprogramme so sehr viel gehalten hatten.
Demostrierte es politisch doch nicht nur ein Misstrauen der USA gegen Russland sondern stand auch gleichzeitig für eine, von den Russen empfundenen, militärische Einkreisungspolitik der USA gegenüber Russland.
Militärisch wäre ein solcher Schirm sowieso zu jeder Zeit wertlos gewesen, hätte nämlich Russland die USA mit Raketen beschießen wollen, müsste man also Abwehrraketen aus Polen, den angreifenden Atomraketen hinterher schießen, was natürlich unsinnig ist.
Würde Russland wiederum Europa angreifen, kommen die bereits angeführten technischen Mängel zum tragen. den die Kapazität der Russen ist weit höher als 1-2 Raketen, außerdem müsste die Reaktionszeit des Systems auch sehr hoch sein, den der Angriff würde mit westlich stationierten Kurz oder Mittelstreckenraketen erfolgen, deren Flugzeit erheblich kürzer ist als die einer Interkontinentalrakete.
Nach der Erfassung des Abschusses würden Sekunden zur Reaktion bleiben.

2009 kündigte die neue Regierung Obamas an auf die geplante Stationierung von Abwehrraketen und Radaranlagen in Osteuropa vprläufig zu verzichten, die Neuausrichtung sollte ein System umfassen, welches auf Schiffen der USA stationiert ist.
Den Russen schien diese Erklärung zu reichen, so lobte Putin die Ankündigung als "mutigen Schritt"

Neu aufgegriffen wurde die Idee dann von der Nato als Gesamtorganisation die es jetzt wohl doch ganz toll fände einen Abwehrschild gegen Mittelstreckenraketen zu haben.
Deutschland, sehr besorgt um seine schwindende Bedeutung, als Stützpunkt für die USA, ließ es sich dann wohl auch nicht nehmen, seinerseits, eine Stationierung des Oberkomandos der Raketenverteidigung auf dem Pfälzischen Luftwaffenstützpunkt Rammstein anzubieten.
Nicht zu vergessen; die Patriot Raketenbaterien der Bundeswehr, die würde die Bundesrepublik dann gleich mit ins Paket legen, zur Abwehr von Raketenangriffen aus dem Iran.

Nachzulesen auf Spiegel.de




Dazu ist grundsätzlich festzuhalten, die Distanz zwischen Deutschland und Iran beträgt im Schnitt 5500km, eine solche Strecke überbrückt man nicht mit Kurz oder Mittelstreckenraketen, da deren Einsatzreichweite zu begrenzt wäre.
Der Iran würde also Interkontinentalraketen benötigen + geeignete Atomsprenköpfe, das ist schon rein technisch etwas völlig anderes.
Merkwürdig nur, laut übereinstimmender Berichte aller Geheimdienste verfügt der Iran weder über Einsatzfähige Langstreckenrakten, noch hatte er bisher die Entscheidung getroffen überhaupt eine Atomwaffe zu entwickeln und eine solche dann Raketen fähig zu machen würde noch mal dauern.

Der Iran ist, ob wir die dortige Regierung mögen oder nicht, ein rational handelnder Staat, er richtet keine Aggression nach außen, was alle politischen Erfahrungen mit dem iranischen System seit der islamischen Machtübernahme auch bestätigen.
Ein Angriff auf Europa mit 1-2 Raketen wäre völlig irrational und würde den iranischen Interessen in keinem Fall dienen.
Ebensowenig übrigens wie ein Iranischer Angriff auf Israel, das zwar von der Iranischen Regierung gehasst wird, das der Iran aber nicht durch einen militärischen Angriff auslöschen möchte und auch nie vorgab dies tun zu wollen. Auch wenn die Presse das immer wieder meldet ist die Aussage des Iranischen Präsidenten, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen schlicht ein Übersetzungsfehler, den im Original drückte er sich so aus, das ein Staat wie Israel durch den Lauf der Geschichte von der Landkarte radiert werden würde.
Damit ist der Iranische Standpunkt grundsätzlich auch nichts anderes als die Rhetorik anderer Arabischer Staaten auch, das mag zwar eine Scheiß Einstellung sein, eine besonders hohe Angriffslustigkeit lässt sich hier aber nicht ableiten, weder gegen Israel noch gegen die USA und schon gar nicht gegen Europa.
Davon ab ist durchaus bekannt, das dass Wort eines Herren Ahmadinedschad zwar allerhand Staub aufwirbeln kann, in der fundamentalen Frage um Krieg und Frieden dürfte er im Iran aber nicht so sehr viel zu melden haben.

Fakt ist auch, würde es um den Iran gehen, müsste niemand der Militärs überlegen, wie er in Europa einen Miliardenteuren Verteidigungsapparat hochziehen kann.
Sämtliche Langstreckenraketen, die der Iran im Augenblick entwickelt sind Flüssigraketen.
Ein Typ also der an einer Startrampe, lange vor dem eigentlichen Start umständlich mit unterschiedlichen Treibstoffen betankt werden muss.
Genug Zeit, als das ein Militärsatellit die Vorbereitungen bemerkt und ein Bomberverband von einem der Flugzeugträger die vor dem Iran herumdümpeln das ganze in Klump und Asche schießt.

Dann die Terroristen, nun bis heute ist keiner dieser Eier an eine Atomwaffe rangekommen oder in der Lage gewesen uns mit Chemischen oder Biologischen Attacken zu überziehen, wie seit 10 Jahren immer wieder prophezeit.
Und wirklich: Es ist etwas völlig anderes ein paar Spinner mit Sprengstoffwesten in einen Linienbuss zu schicken oder ein paar Studenten mit Teppichmessern ein Flugzeug kapern zu lassen, im Vergleich zum Einsatz einer Interkontinental oder auch nur einer Mittelstreckenwaffe mit Atomsprengkopf.
Wie aus meiner Eingangs gemachten Beschreibung von Interkontinentalraketen vielleicht ersichtlich, ist der Aufwand und die Technik die mit solchen Waffensystemen einhergehen doch erheblich.
Nichts was man mal eben erbeutet und dann einfach mal so auf Berlin, Paris oder Buxtehude abfeuern kann.
Für Terroristen würde sich wenn überhaupt der Einsatz über dem Landweg, also auf einem Lastwagen montiert oder dergleichen, noch am ehesten empfehlen, schon aus rein praktischen Gründen.
Dagegen aber hilft keine Raketenabwehr.

Hinzu kommt das ein Großteil der geplanten Raketensysteme, inklusive der Patriot welche die Bundeswehr so großzügig stellt:

1. Völlig veraltet sind
2. Gar nicht für die Abwehr von Langstreckenraketen vorgesehen sind
3. Ungefähr so Zielsicher sind, wie ein hoffnungslos Betrunkener der mit verbundenen Augen Dosenwerfen spielt
4. Insbesondere die Patriots im 2 Golfkrieg gegen Sadam Husein mehr Schaden anrichteten als ohne sie entstanden
wäre

Wenn sich der Abwehrschild also tatsächlich nicht gegen Russland richtet, wie von den Amerikanern immer wieder behauptet, wogegen dann überhaupt?
Ich an Stelle der Russen wäre da auch irgendwie ein wenig beunruhigt.
Welchen Sinn macht eine Europäische Raketenabwehr, wenn der Haupteffekt vor allem ist, das Deutschland ins Focus russischer Mittlestreckenraketen gerät.
Russland hatte als direkte Antwort auf den Nato Raketenschirm nämlich erwogen Mittelstreckenraketen in Stellung zu bringen um den Raketenschirm im Ernstfall zu neutralisieren.
Bereits jetzt wurden SA-400 Raketenkomplexe der russischen Föderation in St.Petersburg in Stellung gebracht, ein hochmodernes Abwehrsystem, als Gegenstück zum NATO Abwehrschirm.
Rusische Mittelstreckenraketen sind zudem eine größere Gefährdung als ein Angriff mit Langstreckenraketen!
Warum?
Wenn ein Frühwarnradar den Abschuss einer Langstreckenrakete meldet, bleibt im Normalfall ausreichend Zeit die höheren Politiker und Militärs zu benachrichtigen und um weitere Befehle zu bitten, ferner bleibt eine gewisse Latenzzeit um die Sichtung von anderen Radarstationen bestätigen zu lassen.
Bei einer Mittel oder Kurzstreckenrakete, deren Flugzeit nur wenige Minuten beträgt, bleibt diese Zeit nicht, eine Entscheidung über Gegenmaßnahmen muss also umgehend erfolgen.
Fehler bei der Beobachtung wachsen sich also schnell zu Katastrophen aus, weil die Nukleardokrtrin immer noch einen massiven Gegenschlag vorsieht.
Da seit der Wende im Prinzip keine russischen Mittelstreckenraketen mehr auf Europa ausgerichtet waren musste man, bis heute auch nicht unbedingt mit Angriffen rechnen, der Raketenabwehrschirm ändert das nun wieder.



Ganz offensichtlich macht der Raketenschirm Europa also nicht sicherer, sondern unsicherer.
Technisch ist die Installation zudem ziemlich unsinnig und dient ausschließlich den Interessen der Industrie, welche für die Entwicklung und Bereitstellung der Raketentechnik bezahlt wird.
Zurück bleibt der Eindruck, das die geplanten Abwehrmaßnahmen tatsächlich nicht mehr sind als den Nachbarn Russland Militärstrategisch einzuengen und unter Druck zu setzen.

Samstag, 25. Februar 2012

Der Mensch ein Virus?

Gerade im Hinblick auf die aktuelle Klimadiskussion, also die Mensch gemachte Klimaerwärmung scheint es wieder ein höchst aktueller Vergleich zu sein und nicht nur von Gesellschafts-Pessimisten oder Misanthropen.

These:

"Der Mensch nistet sich auf der Erde ein und beutet sie aus wie das ein Virus auch mit einem Organismus tun würde"

Auch wenn der Vergleich auf den ersten Blick einleuchtend klingt würde ich gerne eine kleine Anmerkung hinzufügen:

Ein Virus ist für den Wirts Organismus den er befällt vor allem dann am schädlichsten wenn sie die ersten male aufeinandertreffen,
wenn der Virus und das betreffende Immunsystem also noch nicht aufeinander eingestellt sind.
Wesentlich für das Verhalten eines Virus ist, das er in der ersten Zeit an Virulenz, also an Aggressivität gewinnt, weil er sich auf das Immunsystem, das ihn bekämpfen möchte einstellt, er wehrt sich dagegen.
Langfristig jedoch ist das Ziel eines Virus nicht seinen Wirt zu töten, sondern ihn so lange wie möglich am Leben zu erhalten, im Idealfall eine Symbiose einzugehen. Das ist einleuchtend, den der Virus ist vom Typus parasitär und profitiert mehr wenn der Wirt am, der ihn nährt überlebt und somit auch der Virus. Dieses Verhalten kann natürlich je nach Virustyp variieren, den jeder ist anders in der Aggressivität und der Art wie er in den Organismus eingreift, das langfristige Ziel einer Anpassung an den Wirt und einer Verminderung der Lethalitätsrate ist aber allen gleich, vorausgesetzt sie haben ausreichend Kontakt zum Wirt.

Insoweit muss man also feststellen; vergleicht man das Evolutionäre Verhalten von Viren mit dem der Menschen ist es augenscheinlich, das die Menschen den genau umgekehrten Weg zu gehen scheinen. Eine Ähnlichkeit zum Verhalten von Viren besteht insoweit nur peripher.

Samstag, 11. Februar 2012

Namaste ihr Arschlöcher

In einer, nicht abreißenden Flut von Arbeiten,
schwindet der Überblick mit jedem neuen Eintrag.
Doch Qualität fußt nicht auf Quantität,
so bleibt ein Großteil der Flut reißerisch,
für sich genommen aber banal.

Einzig der Anspruch ihrer einzelnen Elemente bläht ihn auf.
Es mag einen Grund geben,
von dem einfach alles entzückend und tiefgründig erscheint,
schätze aber, so tief bin ich noch nicht gesunken.

Freitag, 3. Februar 2012

Die Insignien der Rebellion 9



Ode an die Toten




Die atemlose Stille eines Augenblickes

Wahrlich du Großer unter den Völkern,
mit dir blutet mein Herz.
Du lüsterner unter den Suchenden,
wie sicher du den Schatten fandest
um ihm sein Geheimnis zu entreißen.

Um zu entschleiern,
was dann die Bedingung unserer Kinder sein soll,
ehe sie selbst sich überwinden wollen
und aufbrechen zu neuen Ufern.

Aber immer in deinem Geiste,
den wie auch "Jetzt" das Erbe unsere Väter ist,
soll auch "bald" ein Geschenk an unsere Nachkommen sein.
Den ewig bleibt die Gegenwart,
getragen, vom Streben der Ahnen,
von der Größe ihrer Geister.

So fragtest du dich,
was sollen mich lehren meiner Väter Bauten,
wie soll mich weisen ihr erschlossen Land?

Verbunden bliebst du ihren Geistern,
als das was dich trägt,
als das was dich prägt.

Nie aber bliebst du stehen
und tatest deinen Wurzeln Unrecht.

Der Weg hat kein Ende
und immer giert eine Generation nach dem nächsten,
sich selbst zu überwinden um den Nachkommenden den Boden zu bereiten;
das ist der Lauf alles werdenden!

Du sahst all dies und brachst auf,
den eine große Lust verbargst du hinter deiner Schamhaftigkeit,
ein Zittern und ein Sehnen.
Dein Bestreben,
gepaart mit der Stille eines Augenblickes,
in dem sich deine Wünsche Bahn brachen,
im Glanz des neuen Morgens.

Vor dir das Ungestüme,
das sich wand in der Erwartung.
In dir das wilde Streben,
das sich spannte, zum Sprung bereit.
Hinter dir der große Traum deiner Ahnen,
die du ehrtest im Fortgang.

Denen du zu-riefst:

"Ich preise euch ihr Alten,
ihr mein heilig Wurzelwerk,
welche meiner jungen Triebe nahrhafter Quell seid.
Ihr zogt mich in die Tiefe
um über mich selbst mich zu erheben.
Wie ihr mir ein Beispiel gabt,
das keiner von euch ruhte,
ehe er mir nicht die Basis bereitet hatte.
Das ihr mich die Reize des Bestandslosen lehrtet,
das nichts von bleibender Natur ist.
Das nicht das Bestehende,
sondern das Zukünftige mein Ziel ist.
So will ich die Völker huldigen,
nicht als das was sie sind,
sondern mehr noch,
als das was sie werden"


So gingst du zugrunde,
so schrittest du in das heilige Land,
anderen zum Grund zu werden.
Nicht zu halten, nicht zu ruhen,
zu stürmen mit den Lüsternen,
im wilden Stolz deines Tatendranges.

Nicht dein Tod,
aber dein Leben bis dort,
weist uns den Weg zu den Sternen.

Uns, denen du zum Grund wurdest.
Uns, den dir folgenden.
Nicht dein Sterben,
doch dein Wille davor,
um einer neuen Zukunft wegen,
taucht deine Seele ins Gold der neuen Ära.

Wahrlich du Starker,
um dich blutet mein Herz,
doch mit dir blute ich,
du Zerstörer, Weltenesser.
Ich ehren dich das du die Zweifel nährtest,
die beständig an meinen Fesseln nagten.
Ich ehren dich das du den Schmerz entfachtest,
der die Hülle brach, die uns einnahm,
das du die Gewohnheit zerschlugst.

Um dein großes Beispiel, willen will auch ich
mich den Möglichkeiten entgegen werfen,
zu rufen:

"Wohl an Tod, hier gehe ich den Weg der Starken.
Hier bin ich und keiner soll "Nein" sagen.
Ich suche dich nicht, ich fürchte dich nicht.
Ich lache dir zu!
Als großer "Ja"-Sager zum Leben,
gehe ich auf des Messers Schneide
und überall lauerst du,
eine Furcht zu sein,
für die Harrenden,
die sich weg ducken in Ungnade.
In der Stille eines Augenblickes,
die sich streckt zwischen deinen Reichen.

Doch lachend ist mein Kriegerherz
und frohen Mutes
und wenn einst Glas und Krug getrunken,
will ich mich an ihrer Leere laben
und alles als des Lebens Fülle preisen

So obsiege ich, so reite ich deinen Schatten."


Ich sehe dies,
in der atemlosen Stille eines Augenblickes.

Sonntag, 22. Januar 2012

Die goldene Halle/Lied des Kriegers

The golden Hall by The Broken Silence

Das Lied des Kriegers:

Wo stand, wo ging ich?

Da ward ein gieriger Schlund,
der spie Geschichte in einem fort,
um gleich darauf, sie zu verschlingen.
So stand ich in seiner Schneise der Verwüstung.
Standhaft ohne wanken ganz.
So ging ich über verheertes Land,
durch Trümmer und Verderbnis.

Da ward ein Riese,
aus dessen Körper ward die Welt,
Aus Blut die See, aus Fleisch die Erde.
So stand ich auf seinem Angesicht,
standhaft, voller Ehrfurcht ganz.
So ging ich über seinen Körper,
In Ruhe doch voll Feuer ganz.

Da ward ein Wiederstreit,
auf dessen Achse ruht die Zeit.
Ein Kampf von Hell und Dunkel,
gebiert den Glanz der Weltfläche.
So stand ich redlich alle Zeit,
als Krieger ohne Tadel.
So stürzte ich mich in die Dolche,
mit Inbrunst, voll Vertrauen ganz.

Da hörte ich den lauten Ruf,
Allvaters weises Sehnen.
Zu zechen mit den Seinen,
zu sitzen unter Schildbewehrtem Dache.
So reiste ich zu hohem Hofe,
zu trinken mit den Tapferen.
So ruhte ich in goldner Halle,
so hell als tausend Sterne.

Samstag, 21. Januar 2012

The undestroyable disease




Mal was in eigener Sache,

Anfang Februar erscheint der Sampler "The undestroyable disease" vom Label "Black I.P Studio".
Der Sampler ist eine wirklich gelungenen, homogenen Mischung diverser Bands aus dem EBM, Dark Elektro Bereich.
Track 3 ist von mir (also Richard Sturm) selber, "Castell Wolfenstein" von meinem Sideprojekt "The Broken Silence"
Kaufen lohnt sich in jedem Fall, bald bei allen bekannten Downloadstores (I-tunes, Amazon usw.)


Track Liste:

01- Paranoid Android - Not Afraid
02- I just got Insane - Kleine Schwester [ remasterd ]
03- The Broken Silence - Catell Wolfenstein
04- Digitale Geräuschentwicklung - Traumsequenz [Radio Edit]
05- ± The Violen[t] Vocation[s] ± - The Dead Skin [ unreleased ]
06- Berkwerk - Why Feelings [ unreleased ]
07- Starlane - Addiction
08- Septron - Aschenland
09- Infernal Noize - Forgotten
10- The Prayer - Scars [Radio Edit]
11- Beät In Zën - Urban Species [ unreleased ]
12- SadoSato - Sexuell verwahrlost
13- Beton-Brand - Stahlfäule [ remasterd ]
14- Instabiles Anders-Ich - Leben Ist
15- FearWork - You Shall Not Feel

Offizieller Pressetext zum Sampler:

Das BLACK I.P STUDIO MUSIC / NET-LABEL hat mit dem vorliegenden Release ein wirklich
umfassendes Werk und faszinierendes Zeitdokument geschaffen. Wie es zu diesen Sampler
kam und welche Musiker / Bands dahinter stecken zeigt sich wie folgt:
Seit ca. 7 Jahren gibt es nun das BLACK I.P STUDIO im Netz und war „nur“ auf Lastfm.de und
Myspace.com zu finden. Seit Februar diesen Jahres gibt es nun eine eigene Home-Page und
das BLACK I.P STUDIO / MUSIC NET-LABEL war geboren.
Aus diesem Anlass der „Neueröffnung“ wurde vom Gründer (Udo Münchow alias ± DJ Harder ±
; bekannt als Radio-Moderator und DJ ) beschlossen, ein NET-LABEL SAMPLER zu
veröffentlichen.
Der NET-LABEL SAMPLER „The undestroyable disease“ VOL. I beinhaltet Musiker / Bands aus
der Szene des EBM, Dark-Electro, Dark-Wave, Industrial und schon beim Ersten „durchhören“
des NET-LABEL SAMPLES bekommt der Hörer eine „Gänsehaut“ ! Alle Songs auf diesem NET-
LABEL SAMPLER sind sehr melodisch gestaltet, teilweise mit tiefgründigen Texten, die zum
Nachdenken anregen. Denn bei diesem NET-LABEL SAMPLER geht es nicht nur um „tanzbare
Songs“. Wer auf Independent-Musik steht, dem wird dieser NET-LABEL SAMPLER gefallen und
ihn in sein Herz schliessen!

Sturm bedankt sich schon mal im Vorhinein bei dem Black I.P Studio Team und natürlich bei den anderen Bands.

Weitere Infos findet ihr dierekt bei Black I.P Studio
Schaut auch auf der Hompage vorbei, Gleichgesinnte finden hier ein feines Forum zum Austauschen und zahlreiche Infos rund um das Label.

Sonntag, 15. Januar 2012

Die Insignien der Rebellion 8



Nicht die Härtesten, sondern die Sensibelsten sind es,
die sich unter unserem Banner sammelten.
Den wo Härte abgrenzt, von dem was seiner Erfüllung giert,
da öffnen die Sensiblen die Pforten zum "Morgen".
Alle Wege führen nach "bald" und alle sind sie steinig.
Doch wo die Harten straucheln und in tausend Scherben zerspringen,
da stürmen unsere Herzenskrieger die Pfade des unergründlichen Geheimnisses.

Wo die Harten stehen im Jetzt gebunden,
da strömt der Wind der Zeit durch die sensiblen Herzen,
da setzen sie Segel, wo andere den Hauch noch nicht spüren.
Auf, zur See, Zukunft ruft, von Horizont zu Horizont.

Das Temperament von Heldenherzen,
eure Milde nährt es, doch euer Anspruch setzt es frei.
Doch nie soll es ganz erfüllt sein, den da ist kein Anspruch,
wo keine Ohnmacht ist.
So last euch treiben in gerechter Wut, doch beschmutzt euch nicht mit Rachsucht,
den sie ist den Schwachen, die zersprungen liegen am Wegesrand.

Losgelöst von den "seienden", trieb es uns weiter.
Wahrlich "getriebene" sind wir, im fahlen Licht einer sterbenden Zeit.
Doch nicht als Totengräber wandeln wir, nicht als Trauergesellschaft.
Festen Schrittes gehen wir und kein Paar Stiefel das ohne Sporen wäre.