Sonntag, 5. September 2010

Wanderer

Leidvoll die Erinnerung,
unheilvoll die Erwartung.
Jeder Weg eine Wildniss,
jeder Horizont eine Drohgebärde.

So blickst du in die Ferne.
Schweifst aus
in die Sorglosigkeit des ziellosen Wanderers.
Auf das die Weite ein Schutz sein,
in ihrer Grenzenlosigkeit.
Nichts soll dich gefangen nehmen.
Doch die Angst ist ein treuer Hund:
treibe ihn vom Hof
und er wird durch die Hintertür wiederkehren.
In der Fremde wird er dich doppelt treffen.
Wen du deiner Wege ziehst in Stille und Demut,
so wirst du stets wieder nur die Angst finden.
Alles wird dich auf dein Selbstbild zurückwerfen,
vor dem du flüchtest.

So halte inne und stell dich Wanderer.
Nur ein Kampf nach innen heiligt dein Dasein
und wer ihn aufnimmt ist bereits Sieger.

Schicksal

Die innerer Welt öffnet die äußere!
Die äußere Welt öffnet die innere!

Tun sie es,
dann nur um ein noch größeres Geheimniss freizulegen.
Ich bin eins und doch geteilt.
Die Schlange die sich vom Schwanz an selber frißt
und doch nie weniger wird, das ewige Band.
Ich bin die Quadratur des Kreises,
in maßloser Eleganz wachse ich von allen Seiten gleich.

Unterschiedslos fresse ich:
Geschichte und Geist, Zeit und Raum.
Als Baum rage ich in die Diemensionen.
Ich habe viele Äste und trage stolze Früchte.
Wer sie kostet ist verdammt in alle Ewigkeit
und alle ihm nachfolgenden Geschlechter.
Für die bin ich zuerst nur ein Übergang zur nächsten Stufe.
Dann ein Fluch, ein Verlangen.
Eine Fessel und ein Knebel.

Mein Wesen ist zum Teil offenbar und zum Großteil verborgen.
Jeder kann mich sehen, aber keiner kennt mich.
Wer mich erkennen will muss mich überleben.